Gegen radikalen Heckenschnitt

Großes Echo hatte eine "Hecken-Wanderung" als Protest gegen jene radikalen Heckenschnitte, die vermehrt seit Jahren überall zu beobachten sind, von Neunkirchen am Brand bis ins Fichtelgebirge. Eingeladen hatten die "Bewegung für eine Ökologische Region" (BÖR) der Fränkischen Schweiz und die Bund-Naturschutz-Gruppen von Pottenstein, Auerbach, Creußen, Pegnitz und Speichersdorf. Es kamen 35 Interessierte, um Naturpark-Ranger Martin Kreisel zu diesem Thema zu hören.

Dieter Hoch von der BÖR sprach einleitend von teils gravierenden Umweltfreveln im Februar , die von den Gemeinden und der Regierungsebene endlich gestoppt werden müssen. Der kleine Mann schütze die Natur inzwischen schon breiter als die zuständigen Ämter. Diese sollten ihrer Verantwortung gerecht werden. In den Belangen des Natur- und Umweltschutzes müssten sie vorangehen. Letztlich gehe es um den Zusammenhalt der "Lebenskette": Fällt ein Glied aus, zum Beispiel die Hecken in ihrer Funktion, dann reißt diese Kette - mit drastischen Auswirkungen für die anderen Lebensbereiche.

Andere bedrohte Glieder der Kette sind die überdüngten Äcker und Wiesen, sagte Hoch, die dadurch verunreinigten Quell- und Grundwässer und der Flächenfraß. Sie rauben den Kleinstlebewesen, Insekten und Vögeln die Heimat - genau wie der radikale Heckenschnitt. Treffend hieß es dazu auf einem Plakat des Creußener BN: „Hecken weg = Tiere weg.“

Martin Kreisel unterstrich bei den Hecken die Bedeutung des kleinen "Grau-Saums" am Rand. Diese Außenkante gibt nämlich den Tieren den besten Unterschlupf. "Das ist der Hot-Spot für sie." Deshalb kam sein Appell, eine Hecke immer nur abschnittsweise auf Stock zu setzen, "bierflaschenhoch". "Nur 20 Prozent sollen es sein, und dann bei diesen 20 Prozent sechs bis sieben Jahre mit dem nächsten Schnitt warten." Es gehe darum, den Kleinsttieren "Sprungbretter" zu lassen, so dass sie leicht von Hecke zu Hecke kommen. Auch eine durchgehende Verbindung der Heckenbiotope ist für die Pflanzen- und Tierwelt lebenswichtig.

Beim Heckenschnitt sollte man aber wichtige Bäume (vor allem die Mehlbeere) stehen lassen, die mittenrin hochragen. Kreisel nannte hier als Beispiel den schwarzen Holunder, der 62 (!) Vogelarten gute Nahrung gibt, den Hartriegel (24 Arten) und die Vogelkirsche (48). "Super" sei die Kornelkirsche für die Bienen. Aber weil sie nur im Süden heimisch ist, bis nach Regensburg, darf sie nördlich nicht in die Natur gepflanzt werden. Doch bei Gärten ist das möglich.

Kreisel mahnte sowieso, in den Neubaugebieten auf "Gärten des Grauens" zu verzichten, die mit viel Kies und blankem Rasen daher kommen. Wenn schon so viele Bürger beim Artenvielfalt-Volksbegehren ihre Unterschrift gaben, dann sollten sie auch privat etwas für eine vielfältige Natur tun. Hecken und Stauden sind zudem seit Alters her der natürliche Wind- und Schallschutz.

Kreisel kam zurück zum Heckenschnitt: Wird eine Hecke geschlegelt, also bodentief und seitlich mehrere Meter breit und hoch weggefetzt (wie kürzlich zwischen der Himmelsleiter und Elbersberg), "dann ist sie total im Eimer". Dieter Hoch führte die Gruppe zu diesem Wegteil, wo ein Landwirt auf gröbste Art vorgegangen war und auch Bäume selbst in vier bis fünf Metern Höhe brutal zugerichtet hatte. Der Gruppe war klar, dass diesem Raubbau nur mit einem sofortigen Verbot der Schlegelpraxis abgeholfen werden kann. Von den Lohnunternehmen, welche Heckenschnitte maschinell durchführen, könne man mehr Rücksicht für Hecken erwarten, nämlich einen nachhaltigen Pflegeschnitt nach dem Motto „leben und leben lassen“.

Kreisel machte auf die VNP-Zuschüsse aufmerksam, die Bauern für Heckenschnitt beantragen können - wenn er sachgerecht gemacht wird. Hecken müssen geschnitten werden, betonte er, sonst verlieren sie ihre Struktur, welche die Vielfalt auslöst. "Aber der Mensch verschlimmbessert oft. Er muss es nauturkonform machen."

Die Gruppe betrachtete auch den meterbreiten Stumpf einer Saalweide, die diesem Hecken-Akt zum Opfer gefallen war, obwohl sie über 70 Jahre lang am Wegrand nicht gestört hatte und gesund war. Die Weide gehörte dem Landwirt nicht einmal. Er hatte seine Hecken-Schur auch nicht mit der Gemeinde abgesprochen. Kreisel betonte: Solch eine Saalweide ist ein Jungbrunnen für alle Insekten, von den Imkern hoch geschätzt. Hier wurde sie sogar unsachgemäß gefällt. Hätte der Mann den Stamm außerdem in drei bis vier Meter Höhe stehen gelassen, hätte er wieder austreiben können. Auf solche Frevel stehen 3000 Euro Strafe, erläuterte er.

Bild: Sogar aus Forchheim waren Interessierte zu dieser BN-Wanderung gekommen, die der BÖR angeregt hatte. Diese Öko-Bewegung hat Nachhaltigkeit zum Ziel: Die Natur der Fränkischen Schweiz soll noch lange eine intakte Heimat für Tiere und Pflanzen sein. Foto: privat





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