Plastikfrei Leben

Ohne Plastik leben

Am Ende war ich stolz auf Gisela Leinberger. Stolz drauf, dass wir jemanden wie sie hier in Pegnitz haben, der solche Themen lebt und aufmerksam macht auf neue Denkwege und das so gut darstellen kann. Rund 20 Zuhörer-innen waren im "Domino" diskussionsfreudig dabei, als sie "Ohne Plastik leben" vorstellte.

Sie nannte zuerst Zahlen: 8 Mill. Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den Meeren; eine Plastiktüte braucht 100 Jahre, bis sie zerfallen ist und eine Plastikflasche 450 Jahre. In den Supermärkten stehen 89 Mrd Liter Wasser in Plastikflaschen. 800 Mio davon sind in Deutschland im Umlauf. Flaschenwasser verursacht eine 90 - 1000-fach höhere Umweltbelastung als Leitungswasser. 3,9 Mio Mikroplastikteilchen wurden im Rhein pro Quadratkilometer als Spitzenwert gemessen. 90 % der Menschen haben die Nano-kleinen Partikel schon im Blut.

Die enthaltenen Weichmacher und Mineralöle machen krank. Auch was wir an Vaseline, Melkfett, Parabenen (sie konservieren) und Chemiedüften aufnehmen, schadet. Unfruchtbarkeit, hormonelle Veränderungen, Fehlgeburten, Allergien, Diabetes, Schilddrüsenprobleme... die Liste der Folgen ist lang.

Aber ungerührt benutzen wir Deutschen pro Stunde 320 000 Kaffeebecher aus Plastik (to-go). Und sind die Müllweltmeister. Mit 617 kg pro Einwohner pro Jahr. Das sind 160 kg mehr als vor 19 Jahren. Gisela: "Je weniger Inhaltsstoffe, desto besser." Und je weniger Plastik im Haushalt, desto besser auch.

"Fallen euch 10 Dinge ein, die man sofort durch Holz, Glas oder Baumwolle ersetzen kann? Geht durch jedes Zimmer und findet 5 Dinge, die ersetzbar sind." Zum Beispiel Soda anstelle des WC-Reinigers nehmen, Glasbehälter statt Gefrierbeutel, Seife statt Seifenspender, Putzlappen aus einem Kleiderrest, Kokosöl auf Toilettenpapier statt feuchtes Toilettenpapier. Trinkflaschen aus Glas, Wasserkocher aus Metall, Backformen aus Blech statt Silikon. Schwämme selbst machen aus altem Sofafutter und etwas Stoff drum. Brotbeutel, Einkaufsbeutel und Müllbeutel kann jeder selber nähen. Es gibt Holzzahnbürsten und Holzklobürsten.

Die Basis für alle Selfmade-Reiniger sind nur 5 Dinge: Natron (aus der Apotheke), Kernseife, Citronensäure (z. B. von Heitmann), Apfelessig/Essig-Essenz und Waschsoda (z. B. von Holsten). Waschsoda macht z. B. bei Turnschuhen die weiße Sohlenkante wieder hell. Bei Klobrillen, Dunsthauben und Gartenmöbeln ist es unschlagbar. Die Badewanne oder das Waschbecken reinigen: Essig sprühen, mit Wasch-Soda bestreuen, nochmal mit Essig drüber gehen, einige Minuten einwirken lassen, dann mit Wasser abspülen. Natron ist gut für schmutzige Autoscheiben und den Backofen: 1/2 Stunde im Wasser auf einem Blech bei 70 Grad drin lassen, danach ist alles angelöst und kann mit einem feuchten Lappen abgewischt werden.

Für die Waschmaschine gibt es die indische Waschnuss und Waschsteine, man kann auch zerhackte Kastanien in Säckchen packen oder Efeu-Sud nehmen (entstanden aus 24 Stunden lang in kaltem Wasser eingelegtem Efeu). Eine 90 Grad-Wäsche entspricht übrigens im Energieverbrauch sieben 30 Grad-Wäschen. Man sollte auch immer bedeutend weniger Waschmittel verwenden als die Hersteller angeben. Und die Trommel nicht ganz voll packen, so dass sich ihr Inhalt noch drehen kann (oben 10 cm Luft lassen). Backpulver und Natron vertreiben den Grauschleier. Und wenn man selbstgemachte Waschmittel nimmt, dann 1 x im Monat heiß mit Essig waschen, zum Entkalken.

Kaffeesatz scheuert gut (düngt auch, vertreibt Schnecken und Ameisen). Und nimmt im Kühlschrank, in ein offenes Tütchen gestellt, die Gerüche. Etwas Natron kann das auch. Naturessig reinigt verstopfte Abflüsse. Biokokosöl schreckt Zecken und Mücken ab (1 TL pro Tag essen, dann wird es durch die Haut ausgeschieden und wirkt). Es hilft auch gegen Herpes und bei Sonnenbrand, entfernt auch Make-up.

Haarseifen von Golconda, Manna, Shampoo-Bit etc. ersetzen Haarshampoo. Ein top Badezusatz ist Jojobaöl mit Kakaobutter, auf grobes Meersalz gegeben, mit Milch oder Sahne oder Honig verfeinert. Zahncreme kann man auch herstellen: 1 EL Kokosöl, 1,5 EL Natron, etwas Xylit, plus ätherisches Öl (Zitrone oder Pfefferminz). Aber das Natron und das Xylit in dieser Mischung scheuert und greift bei längerer Anwendung den Zahnhals an.

Und noch Rand-Tipps: Ein Dörrapparat ist nützlich, z. B. für pürierte Tomaten. Deren Brei flach trocknen, dann mit Obatztem drauf eingerollt essen = spitze. Und Geschenkpapier lässt sich aus alten Hemdenstoffen herstellen.

PS: Zwei saugute Bücher zum Schluss: Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie, und: Selber machen statt einkaufen. Beide vom Verlag Smarticular.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail