Der Wald heute: Einblicke

In Bayreuth bot Dr. Gregor Aas vom Botanischen Garten zum 6. Mal ein Forum "Waldkontroversen".

Wesentlich waren hier drei Menschen:

- die Waldbesitzer, laut Förstermeinung die ärmsten Leute, weil sie durch den Borkenkäfer so unter Druck sind: Sie müssen unheimlich viel wissen, unheimlich viel Geld haben (fürs Baumfällen), und unheimlich schuften.

- Försterin Carmen Hombach, die - total unscheinbar - so viel Gutes im Wald macht. Sie ist eine jener Erd-Retterinnen, die nirgends groß in Erscheinung treten.

- Steffen Rutert, Einkaufsleiter einer Mammut-Sägerei in Wunsiedel, der in der Zwangsjacke steckt: Seine Firma muss Geld machen. Geld aus Wald. Was für den Wald dabei an Nachteilen herauskommt, muss er ignorieren. Seine Firma soll ja laufen.

Das Forum begann mit Vorträgen:

Zwei Studentinnen hatten Zahlen zusammengetragen: Der deutsche Waldvorrat umfasst 3800 Mill Festmeter (m³). Es gibt 224 Mill m³ Totholz. Geerntet werden jährlich 79 Mill m³, verbraucht 125 Mill ³, exportiert 142 Mill m³ und importiert 127 Mill m³. Deutschland hat 11,4 Mill Hektar Wald. Pro Hektar kommen jährlich 333 m³ dazu. Von diesem Zuwachs - insgesamt 100 Mill m³ - werden 80 % geerntet. Noch vor 25 Jahren war es nur die Hälfte.

Deutschland muss importieren, weil es Holz für Papier braucht.

Der Holzpreis liegt normalerweise bei 60 - 70 Euro pro Ster. Aber Kaufland bietet einen Ster Buche für fast 500 Euro an.

Hochhäuser aus Holz

Als erster sprach Tobias Götz, ein Holzbau-Ingenieur des Schweizer Holzkonstruktions-Unternehmens Pirmin Jung. Götz, in Remagen daheim, vertritt bei uns diese größte EU-Holzbaufirma. Er zeigte: Man kann auch Lärche, Eiche oder Edelkastanie sowie Pappel zum Bauen/Fassadenverblenden nehmen, auch Buchenschindeln halten 100 Jahre. Die Konstruktionsfestigkeit all dieser Hölzer ist fast gleich. Für die Industrie sind Laubbäume genauso geeignet wie Nadelhölzer, nur haben sie keine Tradition.

Ein Holzhaus verursacht beim Abriss keinen Chemiemüll, wie es nach der Ahrflut bei den zerstörten Häusern zu sehen war. Dort hielten auch als einziges die Fachwerkhäuser. Ihre Laibungen waren weggeschemmt, aber die Balken standen.

Momentan baut man viele Hochhäuser aus Holz - bis 7 Stock sind üblich, aber auch schon mehr (in der Schweiz: 15 Stock).

Der andere Förster

Förster Knut Sturm aus Lübeck leitet dort den Stadtwald-Bereich und den Naturschutz, zudem ist er bei der "Naturwald Akademie". Sein Weg, bei der Waldwirtschaft möglichst der Natur zu folgen, findet in Deutschland viele Kritiker, aber im Ausland Begeisterung. Er war zuletzt in Brüssel (EU), Luxemburg und Schweden, um sein "Lübecker Modell" vorzustellen (sein Leitsatz: "Wir bewirtschaften den Wald und er hat es nicht gemerkt"). Die Ampelregierung beauftragte ihn, ein deutschlandweites Modell zu erarbeiten.

Er sagt: Der Wald ändert sich dauernd; er ist ein Zufallsmosaik. Der Mensch stoppt das aber. Er stoppt die Verrottung, indem er aufräumt - dadurch wird der Boden aber so heiß, dass der Borkenkäfer gedeiht. Und er stoppt die Kontinuität des Baumwachsens, indem er herumforstet.

Knut Sturm setzt nur alle 80 m seine Rückegassen (bei uns 30 m), hat Pferde fürs Holzrücken ("Das geht, man muss es nur wollen"), fällt nur im Winter Bäume, füttert kein Wild und pflanzt wenig an. "Wenig pflanzen ist mehr." Und: "Der Wald bestimmt die Produkte." Anders war es früher, als die Schiffsbauer noch Bäume extra krumm spannten, so dass sie gebogen heranwuchsen - passend für Bugformen.

Vom Borkenkäfer befallene Bäume läßt Knut Sturm stehen, weil sie nach seiner Erfahrung (er hat aber nur 8 % Fichtenbestand) nur kleine kahle Flächen in den Bestand bringen. Würde er den Käfer mit Fällungen bekämpfen, hätte er einen Haufen Schadholz.

Er beklagt die Hetzjagd auf alternative Förster; den geringen Wandel zum Naturwald (Deutschland hat nur 2,8 % Naturwald, fand er heraus), zu viel Planung ("denn es kommt immer anders"), zu viel Wald-Gestalten statt Wald-Begleiten; und zu viel Nichtwissen ("und trotzdem muss man entscheiden"). Beim Klimawandel sieht er auch Positives, denn er stößt die Forschung an.

Knut Sturm: Wir sollten den Natur-Prozess schützen, der im Wald abläuft, und diesen auf den Wirtschaftswald anwenden.

Er ist für eine naturnahe Verjüngung (der Wald bestimmt, was hochkommt), auch wenn dabei die Buche verliert und die Edelhölzer gewinnen.

Er hat übrigens Eichen im Wald mit 47 m Höhe, Eschen mit 42 m und Buchen mit 52 m.

Die 350 000 Hektar Kahlfläche durch den Borkenkäfer in Deutschland würde er nicht mit 7 Mrd Euro des Staates mit kleinen Eichen aufforsten, sondern sich selbst überlassen. "Das Ökosystem ist wichtig." Diese Eigen-Verjüngung bringt Birken und Pappeln hoch. Pappeln passen genauso in ein Sägewerk wie Fichten, sagt er. Es ist nur nicht bekannt.

Dr. Gregor Aas: "Willst du den Wald sicher vernichten, dann pflanze Fichten, Fichten, Fichten..." Das ist ein Satz von 1920.

Jede Baumart ist bedroht

Professor Jürgen Bauhus von der Uni Freiburg sagt: Der Klimaschutz braucht anpassungsfähige, nachhaltige Wälder. Und langlebige Produkte. Im Moment nimmt der Wald 28 % des CO² auf und das Meer 25 %. Aber was passiert, wenn diese Puffer gesättigt sind? Und wenn der Rohstoff-Abbau bis zum Jahr 2050 noch extrem mehr CO² hervorbringt?

Der Klimawandel bringt uns nicht nur Hitze, sondern auch neu eingewanderte Waldinsekten aus Südostasien. Die können "in der nächsten Woche" jede Baumart zum Sterben bringen, nicht nur die Esche, Ulme oder seit neuestem die Buche. Deshalb ist er gegen reine Buchenwälder. Man sollte das Risiko streuen, d. h. Mischwald ansetzen.

Und: "Wir müssen uns wappnen gegen unbekannte Risiken. Die alten Erfahrungen reichen nicht mehr." Weiter: Unsere Technik bläst soviel Schadstoffe heraus, dass der Wald chancenlos ist. Die CO²-Aufnahme der Bäume ist eh "nur ein bescheidener Beitrag", nicht die Lösung beim CO²-Bekämpfen.

Dichter Wald birgt übrigens einige Gefahren (Windwurf, Käferbefall), er hat schlechtes Licht und einseitigen Boden.

Holz ist zu allem fähig

Professor Klaus Richter von der TU München ist Holzwissenschaftler. Er kämpft seit 12 Jahren für Bio-Ökonomie, d. h. er leitet zum Bio-Leben an. Er will nachhaltige Wirtschaft, kein CO², neue Ressourcen aus der Biogenetik (z. B. einen Ersatz für Erdöl), gesundes Essen und nachhaltigen Konsum.

Unser Holz kann man, so zeigte er, in -zig gute Stoffe umwandeln, vom Plastikersatz bis zum Kleber. "Man kann aus dem Wald mehr holen, ohne ihm zu schaden." Und er warnte: Aktuell reicht unser Holz aus, aber nicht mehr, wenn wir uns neue große Projekte ausdenken.

Richter unterstützt den Hochhausbau aus Holz (d. h. intelligent bauen und lange bewohnen), die Textilgewinnung aus Holz, den Leichtbau, Bio-Rohstoffe und chemie-ähnliche Produkte. Er fordert: Der Staat muss neue Holztechniken bezuschussen.

Das Mammut-Sägewerk

Bei den "Waldkontroversen" gab es auch einen Ausflug - zuerst nach Wunsiedel, zum dortigen nagelneuen Energie-Zentrum. Innerhalb von 4 Jahren stampfte man, unterstützt vom regen Bürgermeister, für 42 Millionen ein neues Sägewerk aus dem Boden (Start: 2021, innerhalb von 7 Jahren amortisiert), dazu kamen ein Pellet-Werk und ein Nahwärme-Werk und eine Produktion für grünen Wasserstoff.

Die DB soll noch einen Verladebahnhof anlegen, mit Wasserstoff-getriebenen Zügen.

Dieses Sägewerk der "Gelo" (= Gebrüder Lochner, 1898 in Weißenstadt gegründet, zweimal abgebrannt) schafft im Jahr 250 000 m³ Holz. Zusammen mit dem Weißenstädter Werk sind es 600 000. Weißenstadt verarbeitet große Stämme, Wunsiedel kleinere Stämme. Heraus kommen Bretter und Kantholz. Der Sägeabfall hätte früher Tausende Lkw-Fahrten gebraucht - jetzt fließt er ins Pelletwerk.

Schnittholzabnehmer sind ein großes Werk bei Berlin und Spanien sowie Frankreich.

Erhöht sich der Preis der Stamm-Festmeter nur um nur einen Euro, muss Gelo schon 600 000 Euro mehr pro Jahr ausgeben.

Zu 98 % wird Fichte angeliefert. Warum? Weil sie schnurgerade wächst, leicht ist und schnell zu trocknen ist. Tanne kriegt man innen schwer trocken, Kiefer überhaupt nicht.

Die Sägetechnik kommt aus Schweden (entrinden), Finnland (sägen) und Italien (messen). 12 Mitarbeiter reichen aus, um die gewaltige Anlage zu bedienen. Ein neuartiger Trocknungskanal bringt das gesägte Holz innerhalb von 4,5 Tagen in Form.

Einkaufsleiter Steffen Rutert hörte jetzt Kritik von Knut Sturm, dem alternativen Förster aus Lübeck: Es könnten nämlich bei uns schwedische Verhältnisse kommen, wo ein Sägewerk den Wald bestimmt. D. h. das Sägewerk fordert so viele schlanke Bäume, dass kein Baum älter als 35 Jahre werden darf (fachlich: die "Umtriebzeit" beträgt 35 Jahre). Es kommt zu Forstplantagen oder zum Turbo-Waldbau wie in Fürstenberg.

Aber Dr. Gregor Aas von Botanischen Garten winkte ab: In Deutschland verhindern die Naturschützer solche Plantagen. "Der deutsche Wald wird alt."

Steffen Rutert berichtete interessant von Rumänien. Dort steht ein neues Sägewerk still, weil die Regierung nach dem so radikalen Raubbau in den Karpaten den Holzeinschlag stoppte. Dieses Sägewerk importiert jetzt Frankenwald-Holz. Genauso geht es in Ost-Tschechien: Es gibt dort, wo der Borkenkäfer begann, keinen Wald mehr. Die Sägewerke holen ihr Holz auch von hier.

Der Käfer breitete sich übrigens deshalb nach Westen aus, weil er bei den Holztransporten von Ost-Tschechien zu den West-Kunden unterwegs absprang.

Gestört wird der Holzmarkt im Augenblick von chinesischen Aufkäufern, weil sie von ihrem Staat stark bezuschusst einkaufen können. "Sie machen die Preise kaputt." Um die China-Wünsche nach 11,20 m langen Stämmen (so groß sind ihre Container) befriedigen zu können, holt man immer mal 20 östereichische Harvester - "sie klopfen den Wald runter", so der Jargon.

Steffen Rutert erläuterte auch, woher der Holz-Hunger der Sägewerke kommt: Von ihrem Sägetempo. Und das stammt aus dem Schwarzwald. Dort erkannte man vor Jahrzehnten, dass ein senkrechtes Sägegatter Zeitverluste hat, wenn es wendet. Man erfand die Kreissägen. "Denn Zeit ist Geld."

Steffen Rutert hat nun das Problem des Klimawandels. Wahrscheinlich verschwindet die Fichte - und was sägt er dann? "Wir sind vorbereitet", sagte er. "Wir können alle 30 Jahre ein neues Sägewerk für neue Holzarten bauen."

Borkenkäfer frisst Wald und Geld

Der nächste Stopp beim Ausflug galt einer kahlen Höhe bei Marktschorgast mit sagenhaftem Rundblick = kahl, weil hier der Borkenkäfer gehaust hat. Dr. Gregor Aas hatte gezählt, was hier nun pro Hektar von selbst nachwächst: 2000 Bäumchen. Das sind 1800 Vogelbeeren, 50 Buchen, 50 Birken und 100 Eichen. Aber der Rehverbiss ramponiert alle. Also müsste ein Zaun her.

Der staatliche Waldbautrainer Ottmar Ruppert aus Freising erläuterte nun Interessantes zum Borkenkäfer-Kampf: Thüringen gab ihn auf, weil es keine Waldarbeiter dafür hat. Der Rennsteig gab auf, weil die Waldbauern vor Kreuzweh nicht mehr arbeiten können. Daraufhin schwappte der Käfer über die Grenze zu uns.

Der Käfer wandelte sich auch, stellte ein alter Förster fest. Denn er ließ vor 30 Jahren die 70 Jahre alten Bäume unbehelligt. Heute greift er sie an.

Eine Studie aus Tschechien zeigt: Man hat nur 5 Tage Zeit, den Käfer nach dem Entdecken seines frischen Nestes zu bekämpfen. Danach ist es zwecklos.

Försterin Carmen Hombach (Stadt Kulmbach) leitet auch die Waldbauern-Vereinigung dort. Dieser WBV hat im Jahr normalerweise 45 000 m³ zu verarbeiten. Aber mit dem Käferbefall das Drei- und Vierfache. Die Ämter sind rigoros: Der Waldbauer bekommt sofort eine Strafe angedroht, wenn er nicht auf den Befall reagiert. Dass dem Bauern dabei sein Geld ausgeht, ist egal. Ruppert: "Die Leute verlieren in zwei bis drei Jahren ihr Sparbuch." Hombach: "Ein Waldbauer zu sein, ist ein sehr schweres Leben."

Wie neu aufforsten?

Was aber tun mit einem kahlen Ex-Wald, der 3 Hektar groß ist? Ottmar Ruppert war dafür: Nicht aufräumen. Die dürren Käferbäume stehen lassen. Dann Klimabäume ansiedeln. Dafür forschte man schon europaweit: Welche Bäume gedeihen bei welcher Temperatur bei welchem Boden? "Unsere alten Erfahrungen taugen hier nicht mehr." Dann sät man diese Samen - als Initialzündung für eine Eigenvermehrung. Zusätzlich können Mulch-Streifen mehr Luft reinbringen und den Boden mineralisieren.

Knut Sturm, Förster in Lübeck, würde beim Fällen von Käfer-Bäumen lange Stumpen stehen lassen, weil sich dann ein Wald leichter verjüngt: die Mikrostruktur ist besser. Das erste Gras, was hochkommt, die ungeliebte "Drahtschmiere", würde er belassen. Denn die Eiche schafft es, sich hier durchzuschieben.

Sofort umzäunen

Dann der Verbiss und die Zäune: Dr. Andreas von Heßberg (Uni Bayreuth) ermahnte, sofort nach dem Fällen der Käferbäume einen Zaun aufzustellen. Dann sind nämlich noch 80 % der nachgeschossenen Bäumchen da. Wartet man ein Jahr, sind es nur noch 40 % und nach zwei Jahren nichts mehr. Alles weggefressen.

Carmen Hombach empfahl Weisezäune, weil sie bezuschusst werden. Zudem hilft es, Hochsitze mitten in die Kahlfläche zu stellen.

Knut Sturm würde hölzerne Hordengatter aufstellen, die man umsetzen kann, sobald die Bäume innen 2 oder 3 m hoch sind. Zudem hat er in Lübeck locker viele Bürger an der Hand, die ihm helfen, eine "Laubstreusaat" zu verteilen.

Es kam auch der Vorschlag einer "Kurz-Umtriebs-Platange", die mit Hybridpflanzen und Klonen arbeitet.

Eine bewundernswerte Försterin

Die nächste Station war ein Kulmbacher Stadtwald bei Marktschorgast, 22 km von Kulmbach entfernt. Um 1900 hatte nämlich der Kulmbacher Magistrat die Weitsicht, hier viel Wald zu kaufen, um 63 Quellen in die Hand zu bekommen, die bis heute jährlich 2,8 Mill m³ Trinkwasser in die Bierstadt liefern.

Carmen Hombach ist die Stadtförsterin dafür. Jeder würde sie für eine herzliche Kindergärtnerin halten, ihrem sanften Äußeren nach, aber sie ist eine hart arbeitende, ideenreiche Waldgestalterin. Hier hat sie die Pflicht, keine Wiesen zuzulassen, weil die Baumwurzeln ganz praktisch das Wasser reinigen.

2009 gab es hier noch 85 % Nadelwald. Das Ziel sind nun 50 %. Innerhalb von 13 Jahren schaffte Hombach schon 10 % Umwandlung in Laubmischwald. "Ich will fünf Baumarten mindestens pro Hektar."

Extrem hilfreich ist, dass sie finanziell ein Minus machen darf (die 200 000 Euro Miese werden einfach auf den Kulmbacher Wasserpreis geschlagen - er steigt um 10 Cent). Und dass sie sehr gute Arbeiter und zwei Lehrlinge hat, einen Traktor und einen Rückewagen. Und dass sie jagt: 250 Hektar hat sie. Je 100 Hektar sterben jährlich 20 Rehe. Damit sank der Verbiss sofort. "Aber es ist harte Arbeit. Wir nehmen das Wild selbst aus und vermarkten selber."

Ihre Fichtenwälder werden mit Laubholz unterpflanzt. Langsam kommen alte Bäume heraus, ohne dem Unterholz zu schaden. Den Bergahorn macht Carmen Hombach zu Brennholz, wenn er die Rußrindenkrankheit hat.

Weil Fichten sehr kinderreich sind, greift die Försterin ein: Der Nachwuchs wird früh gestutzt. Sonst überwuchert er andere Schößlinge. Sie überlässt also nicht dem Wald das Werden, wie beim "Lübecker Modell". "Unser größtes Problem ist ja: Wir verlieren die Mischung."

Aber auch ihrem Team fehlt oft die Zeit für nötige Arbeiten, weil es den Borkenkäfer bekämpft oder einen Hochgebirgs-Scherenzaun aufstellen muss, um frisch Angepflanztes herum. Diese Zäune sichern immer nur kleine Flächen, 30 x 30 m, damit der Forstwirt leicht erkennt, ob sich ein Reh hineinverirrt hat.

Und ihr Team muss sehr viel gießen. Denn 30 000 bis 40 0000 neue Baumpflanzen werden jedes Jahr gesetzt. Sie würden in den Hitzesommern sterben, wenn nicht der Hänger mit dem Wasserfass vorbeikommt. 10 Liter pro Bäumchen sind nötig. Zweimal, immer erst kurz vor ihrem Verdursten. "Das ist ein Riesenaufwand, mühsam, sehr anstrengend."

Carmen Hombach erfand nebenbei auch einen Tannen-Aufwuchsschutz aus Holzstäben, den die "Melkendorfer Lebenshilfe" für sie baut (5 Euro, bezuschussbar). Er lässt mehr Licht durch als ein Plastikgitter und ist später leicht entsorgt. "Tannen kümmern in Plastikgittern." Und wohin mit dem alten Plastik?





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail