Die Wandelwoche - biodivers

Dieter und Karlheinz (beide BN Pottenstein) und ich nahmen an einem Treffen zur "Biodiveristät" in Bayreuth teil. Es gehört zur "Wandelwoche" der Uni und zu einer ersten regionalen Klima-Konferenz. Diese Konferenz hat viele Einzeltreffen (zu Wald, Energie usw), die am Ende in ein Gesamt-Dokument münden sollen.

Zu unserer kleinen Gruppe gehörten drei Studenten, die alles leiteten. Dieser Dominik, Samuel und Luka waren wie ein Lichtblick: So eine engagierte Jugend. Sie machen bei den "Summern" mit (engagierte Naturverbesserer in der Stadt) und bei "Students for Future".

Und es gehörten dazu: Julia Marx vom Ernährungsrat, zwei Vertreter des LBV (N. Miller und Dr. P. Stimmler), Annegret Lekamp vom Stadtgartenamt Bt, die Klimaschutz-Managerin des Landratsamtes und Dr. Andreas von Heßberg, der im Naturschutzbeirat der Stadt ist. Weiter war federführend dabei Dr. Johannes Lüers, unser BN-Mann in Bt. Er war 18 Jahre lang Wetterforscher an der Uni.

Dr. Florian Wagner stellte zuerst sein "Fischbacher Weideprojekt" bei Kronach vor (darüber hab ich schon mal geschrieben), das stark über die Glücksspirale finanziert wird. Seit 4 Jahren läuft es, betrifft 200 ha und bringt Brachland, Weideland und Hecken zurück ins Ursprüngliche. Und verknüpft mit Schäferei sowie Solaranlagen.

Dominik umriss dann gute Begrünungen in Städten wie Paris und Mailand, weiter rund um Industriekomplexe. Ein Foto des Uni-Campus Bt zeigte, wie ideal hier früher schon "grün" und schön geplant wurde.

Die Klimaschutz-Managerin vom Landratsamt beklagte dann, dass durch das Stoppen der Milliarden aus dem Corona-Etat in das Klima vermutlich viele Projekte fallen, auch die erhoffte Stelle des Klimaanpassungs-Managers. Und: Ist man in einem Fördertopf drin, schließen sofort die andern.

Weiter: Immer muss bei Staatsspenden ein Eigenteil von 15 % bewältigt werden - was bei Millionensummen riesige Summen sind.

Ein Musterländle

Ihr schwebt vor, dass es in der FS einmal eine "Modellregion" gibt, wo alles Biodiverse umgesetzt ist: Mit Hecken, Wasser, Wind, Weide. So dass sich skeptische Bauern das anschauen können.

Dieter (Hoch) sprach die kommende Sommertrockenheit bei uns an, und die neuen "Kernwege". Diese breiten Traktorstraßen queren jetzt auch sensible Wälder, fußend auf überholten Planungen von 1980. Oft kasteln sie auch Flächen ein, aus denen kein Kleintier mehr herausfindet.

Weiter prangerte er die Maisvermüllung an (für Biogas), und die Schäfer-Probleme. Jede Gemeinde müsste da mehr tun für Weideland. Würde nur jede der 30 Ökomodellregion-Gemeinden einen Hektar Weide ausweisen, hätte man schon 30 Hektar.

Dieter forderte auch, das Starkregen-Wasser aufzufangen; Brachland zu vermeiden; Hecken zu pflanzen (sie verhindern 70 % der Erdabtragung bei Regen und stoppen Verdunstung) und wasserspeichernden Boden zu schaffen.

Karl-Heinz (Peters): Rasen vermeiden, weil er ab 27 Grad kaputt geht. Auch Mähroboter vermeiden, weil sie einen so dichten Rasen erzeugen, dass kein Wasser mehr eindringt. Und Garagendächer bepflanzen. "Es gibt schon viele gute Gesetze in der Richtung. Wir müssen sie anwenden, nicht zuschauen."

Biogas ist schon auf dem absteigenden Ast, d. h. bis 2030 ist die Hälfte davon geschlossen im Landkreis. Solaranlagen bringen, so A. von Heßberg, auf nur 2,4 ha genauso viel Energie wie die Maisbepflanzung auf 100 ha. Der Maisanbau verhindert aber, dass Gras für unsere Kühe wächst - wobei der FS-Bauer dringend Gras braucht, weil er nicht 8 x pro Sommer mähen kann wie der Allgäuer. Kein Gras = keine Milch.

Bauleitlinien ändern

In der Stadt/Siedlung ist die Bauleitplanung der Hebel für mehr Grün, sagte A. von Heßberg. Johannes Lüers: Beim Baugebiet Hohlmühle gelang es, alle vom BN gewünschten Verbesserungen durchzubringen. "Das geht aber nur bei neuen Siedlungsplänen."

Annegret Lekamp beklagte, dass staatliche Bauzuschüsse oft auf ein Jahr begrenzt sind. Sie müssen z. B. 2023 ausgegeben werden. Das sollte man nach hinten öffnen. - - Weiter: "Unsere Bürokratie ist Wahnsinn."

Dominik sprach den Platzverbrauch durch Straßen und Parkplätze in der Stadt an, wie viel Land dafür zugeteert wird - für oft nur 1 bis 2 Leute pro Auto. Das Rad und der Bus sind da besser.

Luftschneisen

Johannes Lüers mahnte: Extrem wichtig ist in einer Stadt die Belüftung. Es braucht Schneisen und "grüne Finger", sprich Bäche und Auen, grüne Linien. Ein Park reicht nicht. Osnabrück ist da top.

Weiter sagte er: Klimaschutz ist nur der kleine Teil. Der große ist die Anpassung ans neue Klima. "Das ist gerade ein Spagat, weil die Einsicht dafür fehlt."

Der Bürgermeister sollte handeln

Zu den Klimabeiräten betonte er, dass andere Städte diesen Bürger-Gremien viel mehr Mitsprache geben als bei uns. Und weil die Obere Naturschutzbehörde (Bezirksregierung) nur bei FFH-Dingen entscheiden kann, und alles andere bei den Gemeinden entschieden wird, kommt es dort auf den Bürgermeister an. Lahmt der, dann passiert nichts. Städte in anderen Bundesländern haben parallel zum Bgm einen Stadtdirektor, der ihm Druck machen kann.

Dieter forderte noch ein Ressort "Umwelt" bei den Amtsgerichten, und einen Fach-Staatsanwalt dafür.

Weiter bräuchten die Ökomodellregionen mehr Geld, mindestens 500 000. Bisher sind es 50 000, die verfliegen, wenn sie an fünf Bauern zu je 10 000 gehen. Was machen die übrigen Bauern in den 30 ÖMR-Gemeinden? Sie bekommen nichts.

Und was ist aus der Forderung geworden, pro Jahr einen neuen Öko-Betrieb zu gewinnen?, fragte er. Und was tut die Kirche für die Schöpfung? Wo sind die Pfarrer im Einsatz für gesunde Natur?

Mietkomplexe neu begrünen

Karl-Heinz will die Großvermieter ansprechen. "Sie sind so blind" - gegenüber neuen Erkenntnissen zu mehr Grün. Anders in Singapur, der bewusst grünsten Stadt, wo das Grün so viel Energie spart.

Der LBV-Mann Dr. Peter Stimmler mahnte, keine Glasfassaden mehr zu bauen (zu heiß, und die Vögel fliegen dagegen), keinen schwarzen Basalt zu verbauen (im Sommer zu heiß), und Fassaden mit Solartechnik zu bestücken. Johannes Lüers hob hier das Haus der ConceptBau in der Nürnberger Straße in Bayreuth hervor: Es ist das weltweit erste solche Gebäude. Johannes: Man muss in Deutschland generell nachhaltiger bauen.

Johannes prangerte auch die "Steinwannen" in den Städten an (Fassade-Straße-Fassade), war gegen ein Verdichten in den Innenstädten, und gegen noch höhere Häuser.

Die LBV-Vertreterin Nicole Miller regte an, alle Fortschritte festzuhalten und zu veröffentlichen. Johannes: Die Forschung ist schon viel weiter als bekannt ist, aber sie zeigt sich nicht.

Wald mit Büschen

A. von Heßberg regte noch an, Gemeindewälder wie in Pegnitz (27 Einzelflächen mit zusammen 49 ha) zu bündeln, um sie energiesparender bearbeiten zu können. Beim Waldbau geht es heute auch um eine bessere Methode, d. h. man lässt zwischen den Bäumen viele Büsche wachsen, um über die Blätter mehr Sauerstoff zu bekommen. Und um die Wärme abzuhalten, sowie die Feuchtigkeit im Boden zu lassen.

Dieter am Schluss: "Wenn jetzt nichts getan wird, dann wird es später teuer."

Diese Erkenntnisse sollen nächsten Montag in 4 bis 5 Min vor einem hochgradigen Hörerkreis vorgetragen werden. Praktisch unmöglich.

Fazit: Ich bekomme Karl-Heinz im nächsten Jahr als Referenten fürs Dach-Begrünen. Und Johannes vermittelt mir dazu einen jungen Studenten, der seine Arbeit über weltweites Hausbegrünen schreibt ("da gibt es die tollsten Ideen"). Und A.von Heßberg könnte über neue Waldpflege sprechen. Johannes übers Klima. Ein Naturpark-Ranger über sein Gebiet. Und Peter Stimmler vielleicht über sein Thema bei der Dr.-Arbeit, die Arktis.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail