Hildegard-Kräuter für die Küche
Es war ein schöner Abend im "Brot&Buch" bei Familie Schorner ( ein großer Dank an sie), mit Kräuterfrau Johanna Eisner.
"Ich lebe und esse das, was sie lehrt", sagte sie zu Beginn. Was Hildegard von Bingen lehrt. Johanna Eisner stieß wegen einer Allergie zu der berühmten Äbtissin und ihren Kräutern. Sie wollte so den Antibiotika entgehen. "Wenn man so etwas (eine Krankheit) hat, dann sucht man."
Sie lernte mit 17 Jahren als Hauswirtschafterin, arbeitete dann in Landshut, war bei den Familien der großen Milchfirmen Meggle (Müller-Milch) und Bauer, zog aber auf Wunsch der Eltern zurück in die Oberpfalz - "obwohl es in Oberbayern viel schöner ist". Dort wirkte sie lange in einem Krankenhaus, danach im Kloster Speinshart. Fünf Jahre war sie dort alleinerziehend mit ihren zwei Kindern, ein Leben "wie im Miittelalter". Nach der Meisterprüfung unterrichtete sie im Kloster 29 Lehrlinge, sorgte noch zehn Jahre für einen Klostergarten und ging dann 2010 in Rente. Danach entstand noch ihr Kräutergarten in Waldsassen. Heute gibt sie Kurse im Heilfasten (auch im Kloster Michelfeld jedes Jahr) - und hatte jetzt auch Zeit für unseren Abend in Pegnitz. Endlich. Denn seit Jahren probieren wir, sie zu bekommen.
Dort stellte Johanna Eisner ihren Kochtopf hin, hob ein Stück Pute hinein, drehte 2/3 der möglichen 12 Stufen auf und schmorte das dicke Fleisch an ("alles immer sanft braten!"). Ohne jedes Wasser. Dann drehte sie es, kippte eine Schüssel Gemüseschnitzel drauf - Quitte, Zucchini, Tomate, Zwiebel, Karotte, Sellerie, Fenchel - und legte dick Büschel von verschiedenen Kräutern aus ihrem Garten drauf. Dann Deckel drüber und eine Stunde warten. Danach war das Ziel erreicht: Das Gemüse hatte dem Fleisch sein Wasser gegeben. Und die Kräuter hatten den Salz-Ersatz gespielt. Alles schmeckte hervorragend.
In dieser Stunde nahm Johanna Eisner 14 Zuhörer/innen in ihren Bann. Mit einfachen Worten, in einfacher Kleidung, ohne irgend etwas Besonderes. Von daher muss ihr Ruhm kommen, von dem Einfachen und Freundlichen.
Sie teilte drei Kopien aus, dicht beschrieben mit allem Möglichen zu den Küchenkräutern. Und sie ergänzte mit Live-Tipps: Beim Salbei sollte man den Salbei mit den schmalen Blättern nehmen. Nie heißes Wasser drauf schütten wie bei Tees, sondern nur ein Blatt von kalt zu heiß aufkochen für 1 ltr Tee, und nach 2 Min des Ziehens das Blatt entfernen. Sonst rutscht noch ein Nervengift heraus. Dieser Tee hilft bei allen Entzündungen. Jeden Tag einen Liter trinken, aufgepeppt durch einen Tropfen reinen Weinessigs.
Sie wechselte dann zum Rosmarin ("toll!", für Kreislauf und gegen Krämpfe) und zum Maggikraut (Liebstöckel): "Junge Triebe nehmen! Zwei davon ins Essen, und wieder rausnehmen." Es ist harn- und galletreibend, gegen Blähungen.
Sie hob ein Büschel Meerrettichblätter in die Luft: Pulverisieren, und mit Galgant einnehmen bei Herzproblemen. Er öffnet alles im Körper. Fördert die Verdauung.
Dann der Dill. "Dill kommt (= wächst), wo er will." Ihn nicht roh nehmen, sondern getrocknet. Hilft bei Gicht und Rheuma (Diätkur).
Die Zitronenmelisse: Abwechselnd die Hälfte des Krauts auf Stock setzen, und die Blätter für einen sauren Sud verwenden. Beruhigt, senkt den Blutdruck, treibt Blähungen aus. Basilikum wärmt den Magen und braucht auch Sonnenwärme beim Wachsen, ein warmes Hauseck. Estragon nur im Mai ernten, um Essig anzusetzen, und die Blätter dann drin lassen in der Flasche
Kerbel ist gut für Semmelknödel (harntreibend, gegen Blähungen). Petersilie ist ein super Vitamim C-Spender und eine Heilpflanze (auch Stengel und Wurzel), die mild entwässert. Regt den Appetit an. Damit kann man Herzwein ansetzen: 120 gr auf 1 ltr Wein, plus etwas Honig. "Das bringt am Abend neue Energie."
Bergbohnenkraut ist gut bei Blähungen. Hemmt Entzündungen. Schnittlauch soll man mit viel Gefühl und Liebe ernten: "Es will das." Den Stock kann man raustun aus der Erde und vier Tage einfrieren, dann wieder einpflanzen: "Er meint dann, es ist Winter gewesen, und treibt sofort gut." Im Herbst hebt man seine Wurzel raus, und lässt sie kopfüber liegen im Winter. Im Frühjahr dreht man sie wieder um und gräbt sie ein, mit frischer Erde. Schnittlauch hemmt Entzündungen, stärkt die Verdauung und senkt den Blutdruck.
Boretsch ist gut für die Niere ("einfach in die Salatmarinade tun"). Der Fenchel ist ein Universalheilmittel gegen Fäulnis, sein Samen gut für Tee. Ysop hilft der Leber und vertreibt Traurigkeit. Es ist eine Pflanze, die Bienen und Hummeln lieben. Einen Zweig davon kocht man mit. Kommt er in den Salat, dann ungeschnitten. "Gut für Magen und Augen. Weil Augenleiden vom Magen kommen."
Es gibt auch ein Ysop-Elexier, das man in einer Flasche 20 cm tief eingräbt, 5 bis 9 Tage von der Erdwärme umhüllt lässt, dann abseit. Danach hat man so etwas wie Waldhonig, hell und rein. Ysop ist ein Blutreiniger. Und hilft bei Traurigkeit, die ja Leber- und Magenleiden auslöst.
Minze kockt man mit, weil es gut für die Verdauung ist. Stark ist die Poleiminze. Gegen Sodbrennen und Aufstoßen. Hat die Kraft von 15 Kräutern,
Auf Erdbeeren verzichtet Johanna Eisner, weil Hildegard sagte, aus ihrer hellsichtigen Schau: Erdbeeren sind nicht gut für den Menschen, Lauch auch nicht, Pfirsisch nicht, Zwetschgen nicht. Die Erdbeere deshalb nicht, weil sie verschleimt. Ähnlich wirkt die Haselnuss (es ist die gleiche Familie). Lauch und Porree verdicken das Blut, lösen Fäulnis aus. Pfirsich verstärkt Gicht und Rheuma.
Bei der bitteren Weinraute genügt immer eines der 5-teiligen Blätter: Man isst es roh nach dem Essen. Das hilft der Verdauung. Auch bei Hitzewallungen in den Wechseljahren ist es gut, bei Gallenstau und Diabetes, bei Depressionen (gibts auch als Dragee).
Wermuth sollte man nur im Mai ernten, nach dem ersten Frühlingsvollmond. Sonst bringen einen seine Gifte in Abhängigkeit - siehe Absinth, der aus ihm hergestellt wird. Die französischen Dichter, die ihn genossen, wurden krank damit. Tee daraus hilft beim Verdauen. Der gepresste Saft ist ein Elexier für Kuranwendungen.
All das hatte Johanna Eisner dabei. Und griff jetzt in ihren Korb mit den Hildegard-Gewürzen, die man auch im Internet bestellen kann. Galgantpulver in Wein weckt eingeschlafene Hände und Füße auf. Gut bei Herzschwäche und Magen/Darmkrämpfen. Quendel ist gut für die Haut und Schleimhaut und stärkt das Gedächtnis. Reinigt das Blut. Oft streut man ihn in den Teig für Energieplätzchen.
Bertram ist top: "Er bringt die Gesundheit zurück."Auch bei harten Fällen, sogar bei Malaria. Eine Prise davon gehört in den Kaffee, zum Entsäuern. Man kann ihn auch kauen. "Er macht alles verfügbar, was der Körper in sich hat." In jedes Backgemisch sollte ein Esslöffel je 2,5 kg Mehl.
Dann der Cubebenpfeffer: Ähnlich wie Weihrauch hat er ätherische Öle "und macht froh und genial". Kaut man 2 oder drei davon, wird der Kopf frei. Gemahlen gibt er Soßen sein Aroma.
Gute Gewürzmischungen entstehen aus Edelpelargonie, Bertram und Muskat. Oder aus Bockshornklee, Kreuzkümmel und Pfeffer. Das gibt so viel Sauerstoff wie 50 Liegestütze, versprach Johanna Eisner. Muskatpulver hilft universell gegen Trübsinn und Konzentrationsschwäche, weil es das Blut reinigt und die Nerven beruhigt.
Ingwer ist eher eine Medizin (z. B. bei Magersucht und Reisekrankheit). Nur kurzzeitig nehmen. Für den Alltag ist der braune Ingwer (Galgant) besser geeignet. Galgant ist - wie gesagt - gut bei Herzschwäche und Magen-Darm-Krämpfen.
Die Diptamwurzel senkt das Cholesterin. Der Bärwurz (seine Wurzel) hilft bei Migräne und reinigt das Blut. Ein guter Mix ist hier: Bärwurz, Süßholz, Galgant, Bergbohnenkraut und Pfefferkraut.
Die Quitte sollte man in alles werfen, was kocht: "Traut euch!"
Und bei Rainfarn gilt wieder die Regel: Nur im Mai ernten, und nur die Blätter. Ab der Blüte nichts mehr zupfen. Nur gekocht genießen. Hilft bei Erkältung und Husten.
Die Zuhörerinnen waren alle Expertinnen auf einem besonderen Gebiet. Sie hörten mit Begeisterung zu, gaben aber auch ihre eigenen Tipps.