Bild: Alfred Wolf (mit Strohhut) erläutert der Menge gern all sein Wissen.
Bild: Der Seerosenteich lockte die Fotografen. Fotos: Th. Knauber

1000 Tipps vom Top-Gärtner

Unser Urban-Garden-Team gewann Alfred Wolf, einen super Gärtner, für einen Nachmittag. Er war eine Freude anzuschauen: So ein gut denkender Mann. Er hat einen Bruder in Kleinkirchenbirkig, der noch intensiver gärtnert. Sie schaukeln sich gegenseitig hoch.

15 Besucher pilgerten mit über die 3000 m² Grund. Bestaunten den Superhäcklser, der auch dicke Äste schluckt, den Seerosenteich, die Bilderbuch-Beete und das Knowhow.

Wer mal die Wunder-Unkraut-Erfindung von Alfred Wolf betrachten will, oder Samen seiner russischen Tomate braucht: Hingehen. Er schenkt im Herbst gern eine Tomate her, so dass sich jeder selber die Samen herausnehmen kann.



Hühner: Er hat 8 Rotländer, sie legen täglich 7 Eier. Er holt vom Bäcker altes Brot und alte Brötchen, sackweise. Trocknet das knallhart in der Sonne. Dann wird es den Hühnern gegeben, auch eingeweicht. "Ich schwör auf meine Hühner." Sie bekommen auch Getreide, ein Zentner für 10 Euro.

Brennesseln: Abschneiden, auf den Rasen legen und 2 x mit dem Rasenmäher drüberfahren. Das Gehäcksel als dünne Mulchschicht auf die Beete legen, damit die Erde im Sommer nicht so schnell austrocknet.

Brennesselsud: Die Wassertonne (mit kleinem Wasserhahn unten am Rand) hochstellen, so dass man die Gießkanne leicht drunterstellen kann zum Einfüllen. In dem Wasser schwimmen: Brennesseln, Hornspäne, Steinmehl, Rhabarberblätter (wichtig!), Zinnkraut und Eierschalen.

Tomaten: Immer anfechsen, so dass nur ein Trieb pro Pflanze da ist. Sonst kommt nur Grün, aber keine Tomate. Paprika unter die Tomaten setzen. Alfred Wolf hat inzwischen nur noch 2 Sorten Tomaten: Eine rote und eine braune. Auf die braune (russisch angeblich) schwört er. Sie hat zwar spät Früchte, ist aber solide.

Gurken: täglich von unten nach oben gießen. Immer einen Eimer Wasser bei ihnen stehen lassen für Verdunstung/Feuchte. Nicht mit Tomaten zusammenpflanzen, weil die es trocken haben wollen.

Gewächshaus: Kleiner Holzofen drin für kühle Frühjahrstage. Wasseranschluss drin für Gießschlauch.

Zisterne: 2000 l sind in der Erde vergraben, gespeist von den Hausdächern

Erdbeeren: Nicht so viel ausgrasen, dann wachsen mehr. Sein Erdbeerbeet gehört der Enkelin.

Unkraut: Nicht alles wegzupfen. "Ich will das Unkraut nicht wachsen hören. So verrückt bin ich nicht."

Zucchini: Mit Hühnermist düngen

Kartoffeln: Eine Sorte nehmen, deren Schale so dünn ist, dass man sie mitessen kann. (Kartoffelschalen sind sowieso das Beste an einer Kartoffel, hab ich mal gelesen. Den Rest soll man sogar wegwerfen.)

Selleri: Nicht tief einsetzen. Den Stengel unten am Boden immer frei halten und mit einer kleinen Erdwanne versehen.

Zwiebel: Mit Karotten zusammenpflanzen, gegen Fliegenbefall

Schnecken: Alfred Wolf hatte anfangs so viele, dass er er sie mit einem scharfen Holzstecken reihenweise durchstach. Ab und zu streut er noch Schneckenkorn. Ein Besucher empfahl Ferramol von der Firma Neudorff (= Eisenphosphat: Es wirkt sanfter, aber auch tödlich). Er gibt immer in den Deckel eines Gurkenglases etwas Malzbier (der Geruch lockt an), und minimal Ferramol.

Pikieren: Alfred Wolf: "Ich bin ein alter Pikierer." (piquer = frz. stechen). Er bereitet so 40 Salatpflanzen vor, alle 10 cm hoch, und setzt sie erst dann ins Freiland. Setzt man sie zu jung aus, kippen sie, werden gefressen oder schaffen es nicht. Er lernte bei einem Nachbarn unterhalb, einem Herrn Heinlein aus der Barbarastraße. Der sagte immer: "Alles pikieren und du brauchst dich weniger ärgern." Man pikiert aber Kürbis und Zucchini nicht, las ich gerade, und pflanzt auch Tomaten und Gurken von Anfang an in einzelne größere Töpfe.

Rote Beete: Mulchen drunter gegen Unkraut

Kompost: 3 Jahre liegen lassen, 2 x gewendet. Nach der 2. Wendung eine Schicht Sand oder Steinmehl drüber. Hühnermist mit reingeben, auch etwas alte Zeitung (sie enthalten als Klebstoff angeblich Knochenmehl). Man könnte auch Kalkstickstoff zugeben, um Äste besser zu zersetzen, aber es ist giftig. Besser Pflanzenkohle nehmen. Und Kaffeeesatz reintun.

Steinmehl: Alfred Wolf kauft immer im Steinbruch von Ittling für 8 E einen Hänger voll. Es ist ein grobes Kalkmehl, wie Sand. Reicht aber. Petersilie will z. B. Kalk. Die Petersilie immer spät aussäen.

Hornspäne, Hornmehl: "Da halt ich viel von." Er kauft immer große Säcke bei Ponfick. Hornmehl (Sorte Manna) wirkt gut bei der Ansaat. Z. B. für Rosenkohl: "Rosenkohl braucht Kraft."

Sauzahn: Ein Besucher aus dem Hummeltal macht alles nur mit diesem Handgerät (wie eine Sichel gebogen, schmal, vorn spitz)

Holunder: Er hat einen großen Busch, den er nicht mehr beschneidet. Ein Besucher, ein echter Auerbacher Bauer: "Ist ein Huller vor dem Haus, geht kein Doktor ein und aus."

Blaukorn: Nur bei Blumen verwenden.

Torferde: Am besten ist die in einem mittelbraunen Plastiksack (Ponfick)

Beet im Frühjahr: Alfred Wolf verwendet als 1. Schicht im Beet die gesiebte, eigene Komposterde. Darüber streut er die Saaterde (3 cm).

Läuse: Alfred Wolf sprüht Wasser mit viel Pril und wenig Spiritus auf die befallenen Pflanzen.

Unkraut: Er hat eine Harke erfunden, die er schon patentieren wollte ("mein Wundergerät"). Es ist ein alter Skistock, an der Spitze abgesägt, in den er einen Edelstahldraht klebt (Stahlkleber von Kfz-Hösch). Dieser ca 3 - 4 mm starke Draht stammt aus einer alten Waschmaschine. Eisendraht geht aber genauso. Den Draht klopft er auf den letzten 14 cm etwas flach. Er biegt ihn so, dass er aus dem Skistock rausgeht und eine Kurve macht, so dass sein gerades 14 cm-Ende dann quer zum Skistock steht. Mit diesen 14 cm zieht er täglich über die Erde seiner Beete und reißt dabei jegliches gerade hochkommendes Unkräutchen aus. Das bleibt liegen und vertrocknet.

Lauch: In einem langen Graben säen. Dann am Stengel anhäufeln. Gegen die Lauchfliege immer mal was vom Brennnesselsud draufspritzen.

Spitzsalat: Im Herbst fällt er oft um, weil ein weißer Wurm den Stiel ausfrass. "Diesen Wurm suchen! Den musst du finden."

Kartoffeln: Wie früher die Bauern verfahren: tiefe Furche, Mist rein, Kartoffel drauf, Erde drüber. (Abstand Furche zu Furche: 75 cm. Kartoffelstück zu Kartoffelstück: 30 cm)

Salat: Tipp eines Besuchers: Sorte "Brasilianer" aus Südtirol. Muss man bestellen. Es ist eine Mischung aus Kopf- und Eissalat. Heißt in Österreich "Grazer Krautteufel". Ein Tuch aus Jute kann den Salat vor Frost schützen. Pflücksalate außen ins Beet setzen, innen den Salat.

Boden: Nicht pflügen (greift zu tief), aber im Frühjahr, wenn noch etwas Frost drin ist, fräsen. Dann ist der Boden wie trocken. Danach nur noch mit der Kralle bearbeiten. Oder "eine Schaufel rechts, eine links".

Fruchtfolge: Unbedingt machen. Aufschreiben, was wann wo wuchs. Entzog ein Gemüse (z. B. Kartoffeln) viele Nährstoffe, dann im nächsten Jahr Bohnen draufsetzen. Sie sind genügsam.

Pasternaken: Sie brauchen viele Nährstoffe. Deshalb Hühnermist dazu.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail