Sagenhafte Zoolithenhöhle

Am Sonntag waren wir als kleine Gruppe mit dem Verein "Höhle und Karst Franken" in der Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth. Es ist eine unglaublich beeindruckende Höhle: Vorn gibt es viele 5 m tiefe Schächte, komplett gefüllt mit Tierknochen aus 38 000 Jahren, darunter erstmals in Deutschland entdeckt der Höhlenlöwe und die Hyäne; weiter zahllose Höhlenbären, groß wie Kühe.

Weiter hinten sind sagenhaft schöne Tropfsteinhallen, die 34 m tief reichen und hinter ihren Wänden noch eine Lehm-Abteilung haben.

Michael Conrad führte uns. Seit 50 Jahren ist er bei diesem 80 Mann/Frau starken Verein, der mit einem 10-köpfigen Team diese Höhle erforscht. Ihr Ziel: Nichts soll mehr raus an Institute gehen. Was da ist, soll gereinigt werden. Die eingelegten Kabel, Schläuche und Transportseile werden später abgebaut.

Wir waren platt über die Leistung dieser Gruppe, die 100 x pro Jahr hier arbeitet und ganz neu einen Showroom anlegte: Mit Schädeln, Reißzähnen, Wirbelstücken, Penisknochen und Krallen.

Beim Durchklettern wurde klar: Man braucht Fitness, Freude am Klettern und am Abenteuer. Denn es geht lange Leitern runter und in schmale Löcher.

Hier kurz die Geschichte der Höhle:

- in der Eiszeit muss sie mit Eis gefüllt gewesen sein, weil schwere abgebrochene Stalagmiten schräg neu festwuchsen (verkalkt) und nicht waagrecht zu Boden fielen

- der Boden war früher 1,50 m tiefer, weil die Schleifspuren der Bären (sie hatten eine Schulterhöhe von 1,70) in nur 20 cm Höhe zu sehen sind: Die Wände sind da an kleinen Stellen wie Glas poliert. Die Bären rochen nach ihrem Winterschlaf in der dunklen Tiefe diese Wände ab, so dass sie ihre Schleifspur zurück ans Tageslicht führte.

- Joh. Bonus gibt 1602 in Bamberg die erste Beschreibung und vermutet Pferdeknochen im Innern

- Pfarrer Johann Fr. Esper benennt die Zoolithenhöhle im "Muggendorfer Hüll" (alter Name für die innere Fr. Schweiz) : Zoon = griechisch für Tier, Lithos = Stein

- 1774 berichtet er in einem Heft Näheres. Viele Gelehrte kommen, darunter Alexander Humboldt

- erstmals wird an einen Höhlenbär als Urheber der vielen Knochen gedacht. Höhlenbären waren bis dahin nicht bekannt

- 1839 schätzt man, dass Knochen von 1000 Tieren die Höhle verlassen haben - unterwegs zu Forschern. Die Höhle zählt weltweit zu den wichtigsten Höhlen, weil hier bis heute die Knochen von 5000 Tieren lagern. Auch Menschenknochen wurden gefunden, Graburnen und Kohlereste. Heute sind Uni-Teams von Erlangen, Hamburg und Würzburg vor Ort. Auch mit Georadar, um weitere Hohlräume zu finden.

- bis 1920 sind nur 80 m begehbar

- 1972 nehmen Forscher die Pläne von Esper (1774) und Rosenmüller (1804) und räumen Schuttberge zur Seite, die inzwischen deren eingezeichnete Zugänge versperrt haben. Dabei ist Lehrer B. Niggemeyer, heute 82. Er setzt damals Kerzen in der Höhle so, wie sie Esper gehabt hatte, um dessen Eindruck nachzuvollziehen

- Erich Ziegler, Chef der Aroma-Chemie in Aufseß, pachtet die Höhle und lässt Schutt ausräumen. Seine Werkstatt schweißt Steckleitern, die inzwischen seit 40 Jahren halten

- Höhlenforscher Willi Zaunik aus Pegnitz erklettert eine neue Halle. Er und H. Franke sorgen schon 1954 für bessere Pläne als der Erstversuch von 1902.

- Lothar Dreier aus Pegnitz ist 1985 an einer noch genaueren Vermessung beteiligt

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Die Höhle hat demnächst 350-Jahr-Feier und der Verein auch ein rundes Fest. Deshalb nahm uns Michael Conrad als Statisten für ein Foto-Shooting. Wir mussten eine Stunde lang in allen möglichen Stellungen in den "Kreuzspalten" hocken und ihm mit unseren Stirnlampen leuchten. So kam es, dass wir erst nach 6 Stunden rauskletterten.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail