Baumpflanzen im Forst

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Harald Kannowsky (li.) mit den Forstwirten Markus und Heiko (re.) erklären, wie die Setzlinge erst an Sammelstellen mit Erde umgeben werden, um ihre Wurzeln feucht zu halten. Dann kommen sie in stabile Plastiksäcke zum Antransport und in quadratische Rucksäcke für das schnelle Anpflanzen vor Ort. Foto: Thomas Knauber



Zu neunt lauschten wir BN'ler andächtig und erfrierend allem Neuen, was uns bei der Baumpflanz-Aktion im Veld. Forst im April entgegenkam. Ich war froh, mitgeschrieben zu haben. Denn schon beim Heimgehen war das meiste wieder weg aus dem Hirn.

Harald Kannowsky, Leiter des Reviers Süd (es gibt noch Nord und Ost im Veldensteiner Forst), empfing uns für dieses Mit-Pflanzen mit Tausend Infos.

So hält man es hier nicht mit Förster Peter Wohlleben, der im Wald am liebsten nicht eingreift, sondern ist für sinnvolle Nutzung. Würde man nämlich einen Baum seine 250 Jahre wachsen lassen und er kippt um, geht all sein gespeichertes CO² in den Boden und zurück in die Luft. Fällt man ihn aber nach 120 Jahren, bleibt das CO² im Bau- und Möbelholz stecken. Es gibt schon Holz-Hochhäuser und Windkraftanlagen mit Holzkonstruktion. Solche Bauten haben einen kleineren schädlichen Fußabdruck als Beton- und Stahlbauten.

Die zweite Nutzung von Bäumen ist das Verheizen - seit 20 Jahren vermehrt als Hackschnitzel. Der Forst liefert z. B. an große Anlagen in Obernsees (Therme), in Sulzbach-Rosenberg und Nürnberg-Sandreuth (N-Ergie).

Ein Baum nimmt tagsüber CO² auf und gibt es nachts wieder ab, aber viel weniger. Große Speicher sind Hochmoore.

Das neue Klima gefährdet vor allem die Fichte, die ursprünglich ein Gebirgsbaum ist. Sie sät sich leicht selbst aus, hat lange Fasern, kaum tote Äste (was sonst im Brett zu Bruchstellen führt), ist leicht und deshalb ideal für den Hausbau. Aber: Sie braucht viel Wasser. In Hitzesommern geht sie ein. Die zweite Gefahr sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. "Bisher sind wir im Veld. Forst glimpflich davongekommen mit den Klimaschäden", sagte Kannowsky. Weil der Forst um 2 Grad kälter ist als die Umgebung.

Die Kiefer siedelt, wo arme, saure Böden anstehen. Aber auch sie schafft den Klimawandel nicht.

Die Buche ist momentan der hauptsächlich gepflanzte Baum. Sie kommt mit der Wärme zurecht und packt mäßig sauere Böden. Die Eiche folgt = der 2. meist gepflanzte Baum, braucht aber Licht. Deshalb wird sie großflächig gesetzt (heuer auf 8000 Hektar). Aber sie liebt die Wärme.

Weiter bevorzugt der Forst heute Edellaubhölzer, so Berg-, Spitz- und Feldahorn. Der Bergahorn braucht gute, feuchte Böden.

Im Botanischen Garten von Bayreuth forscht Dr. Norbert Aas an klimafesten Bäumen. Aber nur wenige schafften bisher den Sprung ins gesetzlich Erlaubte, z. B. die deutsche Atlaszeder. Denn es gibt noch aus der NS-Zeit ein Forst- und Saatgutgesetz (bis heute akzeptiert), um wilde Auswüchse zu vermeiden.

Im Forst verzichtet man schon lange auf einen Kahlschlag mit anschließender Pflanzung. Man pflanzt lieber zwischen große Stämme, die erst dann gefällt werden, wenn die Neupflanzen einigermaßen hoch gekommen sind. "Der Stickstoff und Kohlenstoff sollen so im Bestand bleiben."

Das Fällen macht man rücksichtsvoll, um den Nachwuchs nicht zu knicken (alle 30 m gibt es eine unbepflanzte Rückegasse). Es gibt auch "Stehend-Entnahme-Harvester", die Bäume senkrecht auszupfen.

Kannowsky sagte auf die Frage, ob das Forstamt eher aufs Geld schaut oder aufs Klima ( = resistente Bäume setzen), dass man beides macht.

Was wird wo gepflanzt? Dafür gibt es Teams der "Forsteinrichtung" und eine Forstinventur. Alle zehn Jahre suchen die Inventur-Fachleute per GPS eingegrabene Magnete im Boden und ziehen Kreise um sie. Dann wird genau vermerkt, was im engen Kreis wächst, im nächsten und im großen. Auch Alt- und Totholz wird kartiert. Diese Angaben zeigen: Ein Wald verändert sich nicht erst im großen, ihm eigenen Zyklus von 120 Jahren, sondern schon nach 30 Jahren.

Aus der Kartierung gewinnt man Pflanz-Ziele. Diese gleicht man mit Standortkarten ab, die einst in mühseliger, "ewiger" Arbeit mit einem Bohrstock-Raster erstellt wurden. Damals wurden zig Löcher gebohrt, um den Untergrund zu erforschen: Ist da Lehm, Fels, Kreide, Sand oder Kalk? Jedes Loch hat eine dreistellige Zahl. Die letzte Zahl davon zeigt den Feuchtigkeitsgrad an. "4" ist z.B. "frisch", also gut feucht.

Man kann aber auch nach Weiser-Pflanzen gehen. Z. B. zeigt das Heidekraut sauren Boden an.

In Bayern werden 1552 Hektar Wald bepflanzt. Im Veld. Forst sind es 66 ha. Pro Hektor setzt man 5000 bis 6000 Pflanzen. Immer ist dabei ein "Neukultur-Soll" - also klimaresistente Bäume. Die "Forsteinrichtung" kontrolliert dieses gesetzlich verankerte "naturale Ziel". Die Klimakrise rief also ein Extraprogramm hervor, das bezuschusst ist: Die Fichte weglassen, aber Laubbäume und Tannen steigern.

"Die Tanne hat Zukunft", sagte Kannowsky. In den Jahren des Waldsterbens hielt man sie zwar für absolut schwach. Aber nachdem ein Experte erkannt hatte, dass Schwefel in der Luft zu der Storchennest-Verkrüppelung der Baumspitzen führte, entzog man den Fabrikabgasen den Schwefel - und die Tannen gesundeten.

Woher kommen die Setzlinge? Im Veld. Forst waren im Vorjahr 170 000 nötig und heuer sind es 200 000. Dafür gibt es forsteigene Anzuchtstellen in Bindlach und Lauffen (58 %). 38 % kommen von privaten Baumschulen wie Geiger in Hersbruck. Und 4 % sind Wildlinge.

Welche Pflanzgeräte verwendet der Forstwirt bei der Loch- und Spaltpflanzung? Die Forstwirte Markus und Heiko - ein waschechter Norddeutscher - zeigten uns die Rhodener Haue (der "Wiedehopf" ist out) ( = Spaltpflanzung) und den Hohlspaten (halbrund gebogenes Metall; wenn klein, dann heißt er "Oldenburger Form", ca. 65 Euro) ( = Lochpflanzung).

Die Haue macht aber Kreuzweh. Der Hohlspaten erlaubt das Setzen von 60 000 Bäumchen innerhalb von drei Wochen. 50 pro Stunde sind der Schnitt. Drum war auch Forstwirt Markus so sportlich drauf.

Man pflanzt auch im Frühjahr, weil dann die Bäumchen im Sommer keinen Rehverbiss haben. Sonst im Herbst, weil danach viel Regen wässert.

Wichtig ist es, die wurzeltrocken gelieferten Setzlinge an der Wurzelspitze noch einmal abzuzwicken und quer rauswachsende Seitenwurzeln ebenfalls. Noch wichtiger ist es, nach dem Einsetzen in den Boden und dem Zurückfallen des ausgestanzten Erdkeils das Bäumchen noch einmal einen Zentimeter hochzuziehen - damit seine feinen Wurzeln nicht quer stehen, sondern längs nach unten ausgerichtet werden.

Danach locker Antreten, ohne mords Gewicht. Es genügt, dass die Erde rund um die Wurzel luftfrei anliegt.

Es gab auch mal den Trend der "Buchenbühler Schrägpflanzung", aus USA importiert. Forstamtsleiter Kutscher (ich hab ihn noch erlebt) brachte das mit nach Pegnitz. Kannowsky: "Er rannte in einer Linie durch den Wald, bei jedem Schritt und Meter war ein Setzling drin." Sein Trick: Er hatte eine Haue mit einem längeren, schmäleren, unten sehr spitzen Eisenteil, die er sportlich-rhythmisch einhackte, Meter für Meter. Plus Planzen.

Wir durften dann auch an die Geräte, und in 1,50 m versetzten Bahnen pflanzen, d. h. mit 1 m Abstand bergauf. Was aber auf die Füße geht: Wegen dem dauernd schräg Stehen. Gut ist es dabei, das Pflänzchen zwischen die dicken Wurzeln großer Bäume zu setzen. Denn wenn diese großen Bäume gefällt sind, zerfallen ihre Wurzeln zu gutem Humus.

Wie viele der 200 000 Setzlinge werden zu Bäumen? Von 6000 kommen nur 100 zu einem Alter von 100 Jahren. Wegen Konkurrenz, Lichtmangel, Wassermangel, Verbiss usw.

Kannowsky wies abschließend darauf hin, dass im Forst auch "Methusalems" erhalten werden, alte Bäume. Eine ganze Gruppe davon, an der er sich immer erfreut, steht zwischen Plech und Höfen unweit der Holzhütte des Parkplatzes links, von wo man zur Einsturzdoline läuft, die mal 100 Skelette barg. Ein sehenswerter Platz.

Auf Youtube gibt es ein Video zum Umgang mit der Rhodener Haue.





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