So wichtig: Lebendiger Boden
Ich hab selten so einen guten Vortrag gehört wie den von Florian Blank über die Böden. Er ist "Freigärtner" in Stein bei Busbach (10 ha) und hat bei Heinersreuth noch 7000 m² als Gärtnerei. Weiter eine "Solawi" (= Städter finanzieren seinen Gemüseanbau), einen Bio-Lieferservice und einen Hofladen.
Er ist ursprünglich Mechatroniker und reparierte 12 Jahre lang bei der Luftwaffe die Eurofighter. Er befasste sich dort auch mit Hochfrequenz - "eine verkopfte Zeit". Der Umstieg zum Landwirt mit 40 Jahren kam, weil er einmal nachdachte: Schieße ich in ein Flugzeug, bleibt ein Loch. Schieße ich in einen Baum, heilt der sich selbst. Dieses Lebendige wollte er erforschen und begann deshalb in Bayreuth ein Studium der Geoökologie. Er brach es aber nach drei Semestern ab, weil er fand, dass die Wissenschaftler sprechen, ohne je auf einem Acker gearbeitet zu haben. Und weil sie den kleinen Mann nicht erreichen.
Florian Blank wurde nun nicht nur Landwirt, sondern ging mit wissenschaftlichem Forschergeist weiter. Denn er war in seiner Jugend ein begeisterter Kampfsportler gewesen und hatte aus dem japanischen Hintergrund gelernt: Sei immer Schüler. Hab` Demut. Und so durchforstete er neugierig viele Studien zum Erdboden. Er ist sein Thema, weil von ihm alles abhängt. Alle Pflanzen - und über die Pflanzen alle Tiere und wir Menschen.
In Lindau tagten ja einmal internationale Wissenschaftler und fragten, was das Hauptproblem ist: Der Klimawandel, der Verlust der Arten oder der Tod der Böden? Es war der Tod der Böden.
Die Solawi gründete Floran Blank, um viele Menschen zu erreichen. Er hat 54 Abnehmer und damit rund 200 Haushalte, die von seinem Bio-Anbau profitieren und seine Ideen hören. Weiter hält er Vorträge - in der Hoffnung, dass ein einzelner Mann, der mit gutem Sinn vorangeht, irgendwann viele nach sich zieht.
Floran Blank berichtet, wie Dünger und Maschinen den Boden zerstören. Wie eine Pflugschar alles im Boden auf den Kopf stellt: Denn jene Lebewesen, die nur unten wohnen können, sind plötzlich oben und umgekehrt. Wurzeln können nicht mehr atmen. Der Gasaustausch ist weg. Deshalb verkauft er seine Unterfräse und behält nur noch den Häufelpflug.
Ein Hektar Boden hat so viele Lebewesen in sich wie 20 Kühe, die oben drauf stehen - zehn Tonnen schwer. Wenn das alles stirbt, sterben auch die Pflanzen. "Sie haben keine Stimme, das sieht man nicht."
Die Vielfalt der Lebewesen im Boden ist größer als die Vielfalt in einem Korallenriff oder in einer Baumkrone. Zwei Drittel aller Arten der Erde leben im Boden.
Unser Humus wird wegradiert
Alle 250 Jahre entsteht ein Zentimeter Humus neu. Aber was in Millionen Jahren gebildet wurde, verschwindet mit dem seit dem Jahr 1900 auf Effizienz getrimmten Ackerbau. Denn alle 40 Jahren trägt ein herkömmlicher Bauer 2,5 cm Humus ab.Dazu kommt die Erosion: 24 Mrd Tonnen werden pro Jahr in der Welt weggeschwemmt und weggeweht. Das ist, als ob das Bundesland Hessen immer wieder um einen Meter abgesenkt wird.
In Bayern gehen jeden Tag 15 Fußballfelder verloren durch Teeren, Hausbauen oder Äcker anlegen. Weltweit sind es täglich 2500 Fußballfelder (27 400 ha).
Wie lange kann das weitergehen? Wann ist die Erde zugebaut und zugepflastert? Florian Blank fragte die KI, drei mal. Sie sagte: In 157 Jahren ist es aus. Weil in jedem Jahr weltweit 0,8 % Fläche zugemacht werden.
Ein guter Satz
Florian Blank hat einen Zettel in seinem Büro hängen mit dem Satz: "Wer jeden Tag eine gute Gewohnheit um 1 % steigert, kann Großes bewirken."Und er deutete auf drei goldene Regeln: 1. Viele Leute wissen mehr als einer. 2. Der Weg ist das Ziel. Betrachte die Systeme und ändere sie. Denn es ist wichtig, w i e ich mein Ziel erreiche, ob gesundend oder schädigend. 3. Prüfe ab und zu alles = deinen Weg.
Kleinbauern arbeiten am effektivsten
Florian Blank fand in Studien bestätigt, dass die kleinsten Landwirte, auf den Quadratmeter gerechnet, den höchsten Ertrag haben - mehr als die Landwirtschafts-Industrie. Denn ab 2500 m² holt man Maschinen dazu, und die Energie, die deren Herstellung verbraucht, und der Diesel, den sie verbrauchen, und der Schaden, den sie im Boden anrichten, sowie der Dünger - das alles gleicht nicht aus, was an Ertrag erbracht wird.Florian Blank kämpft auch dafür, die Kapazitätsgrenzen der Natur anzuerkennen. Man kann nämlich aus einem Stück Acker nicht schadlos doppelt so viel herausholen, wie er von sich aus hergibt. Machen wir weiter so, sagt Blank, kommt ein Lernen "by design or by desaster". D. h. wir ändern was, oder das entstehende Chaos lehrt uns. "Der Mensch muss sich in den lebenden Organismus einfügen."
Florian Blank empfiehlt sehr das Buch "Geheimnisse der fruchtbaren Böden" von Erhard Henning aus dem OVL-Verlag, der auch sonst gute Bücher hat (Organischer Landbau-Verlag).