Diskussion über den Wolf
Zu unserem Wolf-Zoom kamen online 24 Teilnehmer. Dass ist nichts gegen die 500 Interessenten, die sich beim Start von Stefanie Morbachs Wolfs-Projekt im Herbst dazuschalteten. Seit September ist sie für die EU zu diesem Thema aktiv. Immerhin kamen diesmal Leute aus Simmelsdorf und Forchheim dazu, auch aus Amberg.
Stefanie Morbach gab zwei wesentliche Aussagen mit: 1. Der Wolf ist da und wird bleiben. 2. Es dauert 20 bis 30 Jahre, bis wir uns daran gewöhnt haben - d.h. bis alle Herden sicher eingezäunt sind und es keine Aufregung mehr gibt.
S. Morbach ist Agrarbiologin. Sie arbeitete lange im Luchsprojekt des Bayerischen Waldes, dann für die Umweltstiftung München. Jetzt bekam sie für das EU-Projekt "Wolf" fünf Jahre Zeit und 4,9 Mill Euro.
17 kleine Verbände begleiten alles. Sie kommen auch aus Österreich und von Tirol. S. Morbach soll feste Strukturen schaffen, die 2025 nicht verpuffen, sondern ein haltbares Netz sind.
Ihre Ziele sind:
Die Tierhalter verbinden; Weidehalter im Herdenschutz ausbilden; eine Schutzhunde-Zucht aufbauen (das fehlt in Bayern); einige Bauernhöfe zu "Kompetenzzentren für Herdenschutz" machen; Herdenschutz-Berater anlernen (ehrenamtlich und auch für die Landwirtschaftsämter); Tourismus-Manager einbinden; Hirten ausbilden (vor allem in den Alpen); den Zaunbau voranbringen; die Herdenführung optimieren (also weniger verstreute kleine Herden, sondern eine große, leicht zu sichernde Herde haben).
Ihr Fazit: Schutzhunde sind nicht die erste Wahl für den Herdenschutz, sondern Elektrozäune.
Die "Kompetenzzentren" sollen Musterzäune zeigen, die Praxis schilden, Seminare anbieten und ein Notfall-Kit bereitstellen ( = schnell Elektrozäune bringen).
Dazu kommen S. Morbachs' Öffentlichkeitsarbeit über Ausstellungen und Messen, ihre Jugendbildung und Socialmedia-Nachrichten, ihre Web-Seiten und ein Freiwilligennetz. Workshops und das Ausbilden von Wolfs-Spürhunden gehören auch dazu. Diese Hunde erschnüffeln den Kot und Urin von Wölfen und ihre Fährten. Sie geben so früh Warnhinweise auf einen Wolf.
Zum E-Zaun gab S. Morbach folgende Tipps: Eingraben, untergraben, Schürzenzäune nehmen, und abschrecken: Mit allem, was den Wolf stört oder laut ist: Bänder, Lichter, Hundegeruch. Auch eigene Nachtwachen bilden.
Danach folgte eine lange Debatte:
Gertrud Burger, BN Auerbach: Frau Morbach sollte eine Liste der Zaunbauer online stellen. S. Morbach: Diese Branche boomt zurzeit. Die Produktion kommt nicht nach. Gertrud: Vielleicht sollten deshalb artfremde Firmen ihre Produktion auf Wolfszäune umstellen.
Sebastian Haas: Der BN soll die Infos von S. Morbach weitertragen.
Gertraud Burger: Aber das überfordert uns. Der Staat sollte Kurzarbeiter für die Wolfs-Zaunhilfe einstellen.
Max Kohler vom BN Neuhaus: Es ist mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig, um die Wölfe zu schützen.
Heike aus Simmelsdorf: Die Weidetierhalter im Dorf stehen Kopf vor Angst. Denn sie haben freie Rinderherden.
S. Morbach: Die Ämter müssen in diesem Fall beraten. Und die Tierhalten sollten "out of the box" denken, neue Strukturen schaffen, die ihre Herden schützen. Das sei ein Riesenberg an Neuem. Aber peu à peu kann man das angehen.
Max Kohler: In der Lausitz gibt es eine Herdenschutzausbildung als AG, und den Verein "Herdenschutzhunde". Die kleinen Halter halten dort zusammen. Und man sollte den Schäfern die kompetentesten Hunderassen empfehlen. S. Morbach dazu: Ein Wanderstammtisch der Tierhalter/Schäfer wäre gut.
Gertrud Burger: Deutschland ist zu dicht besiedelt für Wölfe. Die Tierhalter kommen allein nicht zurecht. Man muss ihnen Helfer anbieten.
Thomas Knauber: Ab wann sind es zu viele Wölfe in Bayern?
S. Morbach: Der Futtermangel ist die Grenze für die Wolfsausbreitung, ihre Krankheiten.
Frieder Oehme, BN Forchheim: Was kann er den aufgeregten Bürgern sagen, die Angst vor dem Wolf haben? Er bräuchte eine Broschüre, um sie zu verteilen.
Horst Schwemmer, BN Amberg/Sulzbach: Dort gab es immer runde Tische, erfolgreich, bei so großen Problemen, z. B. beim Biber-Management. "Es ist ein Tal der Tränen, durch das wir da zuerst gehen." Aber der Wolf ist ein Teil der Landschaft, er war nur lange weg. "Wir müssen ihn akzeptieren." Der BN sollte Helfer anbieten - "das ist das Pfund, mit dem der BN beeindrucken kann".
Thomas Knauber: Gibt es Musterländer im Umgang mit dem Wolf? S. Morbach: Es gibt Länder mit Wölfen, wo der Wolf kein großes Thema ist, weil alle dran gewöhnt sind. Das dauert hier noch 20 oder 30 Jahre.
Thomas Knauber: Die Illafelder und Höfener haben Angst um ihre Kinder. Was ist da zu tun?
Max Kohler: Der Wolf in Höfen war ein Zufall. Es gibt mehr Tote durch Autounfälle und Hundeangriffe als durch Wölfe. Zahlen belegen: Wölfe greifen kaum Menschen an.
St. Morbach: Der BN sollte Aktionen mit den Wikiwolves planen. Problem: das Pflegen der Zäune kostet später viel.
Max Kohler: Wie bekomme ich Schutzhunde in eine Herde, die Angst vor Hunden hat?
S. Morbach: Das kann ein Problem sein, und viel Arbeit. Und Welpen - die von der Herde akzeptiert werden - sind schwer zu trainieren. Alte erfahrene Bauern fragen. Sie sprach auch das Problem an, was die Schutzhunde im Winter machen, wenn keine Herde draußen ist. In den Alpen löste man das so: Ein Bauer nimmt dann alle Hunde der Kollegen in Kurzpflege.
Thomas Knauber: Kann man noch draußen im Freien übernachten?
S. Morbach: Nur Bären sind gefährlich, Wölfe und Luchse nicht.
Gertrud Burger: Wikiwolves und das Landesamt für Umwelt sollten in den Gemeindeblättern über den Wolfsschutz informieren.
S. Morbach: Bayern sollte viele kleine Gruppen haben, die beim Wolfsschutz helfen, und auch der örtliche BN sollte mitmachen.
Informationen:
- BN/Tiere in Bayern/Wolf