Die ganzheitliche Gärtnerei
Es war unglaublich gut besucht: über 20 Leute fanden nach Althaidhof zu Martina Pausch. Darunter zwei Damen aus Auerbach und eine aus Thailand. Und unsere Reise lohnte. Denn Martina hat so eine schöne kleine Gärtnerei eingerichtet, mit ordentlich in Reihen blühenden und wachsenden Pflänzchen für Stauden, Steingarten, Kräuter, Bienen, Küche. Das alles liegt in einem grünen Tal, das links in eine große Bergwiese übergeht, in ein Idyll.
Ihr Mann Kai, ein Zimmermann, berichtete, wie er diesen Fleck Erde fand. Er war bei einem Freund zu Besuch, der rechts oben wohnt, und sah diese alte Streuobstwiese. Eine alte Frau lebte hier, mit Schafen. Er und seine Frau - Martina ist urprünglich Kindergärtnerin, war aber immer am Gärtnern interessiert - konnten alles kaufen. Jetzt steht ein neues Holzhaus dort und die Kinder, 13 und 17 Jahre alt, haben oberhalb einen kleinen Tierstall. Die Hühner sind ein Geschenk aus einer Bio-Eierfarm, wo auch alle zwei Jahre über Tausend Hennen getötet werden, weil sie angelich nicht mehr so viel legen. Aber hier in Althaidhof erholten sich die Geschenkhühner bestens und legen toll. Aus ihren Eiern bekamen wir einen Gemüsekuchen, eine Art flache Quiche, supergut.
Kai kommt seit Jahren nicht nach mit dem Umsetzen seiner Ideen. Er wurde z. B. zum Imker: "Es ist doch bitter: mittlerweile finden die Bienen in München und Berlin mehr Pollen als die Bienen hier bei uns. Wir müssen wieder Obstbaumwiesen anlegen, kleine Inseln schaffen.". Er freut sich auch über jedes Hornissenvolk, das sich einnistet. Einmal entdeckte er eine Ringelnatter: "Da ging für mich die Sonne auf." Er macht auch seit zehn Jahren Haufen am Rand für seinen Baum- und Grasschnitt. Dort siedelten sich dann Ameisen an und Erdkröten. Eidechsen schlüpfen schon über eine stetig wachsende Steinwand, wo er alle Feldsteine deponiert, die er beim Hundausführen irgendwo findet. Ich vermute, dass die kleinen Tiere deshalb so gern herziehen, weil sie hier Menschen spüren, die ein Gefühl für die Natur haben. Martina und Kai setzten auch viele Obstbäume neu und pflanzten an, was hereintrudelte: Ein Ginko aus Weimar, Irisblüten von einer Freundin, eine gestrandete Eibe, eine kleine Linde. Wo jemand nicht wusste, wohin mit einem Baum, gab er ihn hier ab.
Martina hat den Wunsch, hier den Naturkreislauf wieder in Gang zu setzen - obwohl ihr kleines Tal ein Kaltwetterloch ist. Die Abendwärme kühlt z. B. mit dem Sonnenuntergang rapide weg. Was blüht, hinkt zwei bis drei Wochen den kleinen Kollegen in der Forchheimer Gegend nach. Martina achtet deshalb darauf, Robustes zu ziehen, das unser Oberfranken aushält. Außerdem folgt sie ihrer Lehrmeisterin, Frau Augustin (sie hat die berühmte Stauden-Gärnerei in Effeltrich), die bei der Ausbildung sagte: Sammelt Seltenes, hängt euch nicht an die Masse. So geht es Martina heute, im ersten Jahr der eigenen Gärtnerei, nicht so sehr um tolle Blüten, sondern um Seltenes, um Wildes, um Duft. Für ihre Gärtnerei plant sie noch Schauflächen, auch Farne und Wasserpflanzen. Es gibt aber schon einen Bienenhügel, ein Bienenblütenfeld ("das hat wunderbar funktioniert"), einige schöne hohe Gräser und ein Mutterpflanzenquartier.
Martina hat am Sonntag, 18. Juni, von 10 bis 19 Uhr einen "Tag der offenen Tür" mit einem Vortrag über Rosen-Begleitstauden (seltene Sorten) und mit Tipps einer Kräuterpädagogin zu Wildkräutern. Dann verteilt sie auch ihre Flyer, die alle halbe Jahre erscheinen und auf ihre eigenen Workshops (Kranzbinden, Floristik, Adventsmarkt am 3. Advent) und Kurse hinweisen (auch: www.martina-pausch.de). Geöffnet ist ansonsten von Mittwoch bis Freitag (9 - 12 und 14 - 18 Uhr) sowie samstags (9 - 13 Uhr). Sie gestaltet auch die Tische für Konfirmationen und Hochzeiten. Verbunden ist Martina mit zwei Baumschulen und zwei Staudengärtnereien. Sie hat auch Kontakt zu Christian Kress in Österreich (Firma Sarastro), am Inn, der ihr zum Beispiel seltene Flox mitgab. "So ein Austausch passiert oft. Das gibt immer neue Inspirationen."
15 Jahre lang ging Martina auch in Kunden-Gärten und beriet beim Anlegen. Aber jetzt lässt sie sich am Smartphone Bilder der Kundengärten zeigen oder Skizzen, und erzählt dann: Zu jeder Staude und zu jedem Heilkraut weiß sie etwas. Wir hörten so vieles beim Durchlaufen: Guter Heinrich und grüne oder rote Melde (Spinat-Ersatz), kleine Binsenlilie (blüht blau), kleine Teppichkamille, Storchenschnabel "Ballerina", Katzenminze Sibirica und Poseideon (beide duften sehr), Steinquendel ("meine liebste Pflanze; sie blüht ab September"), Herzgespann (alte Heilpflanze, gute Blüten, ein Hummelmagnet), echter Eibisch (rosa Kelche), Trippmadam (die Spitzen schmecken gut im Salat), rote Schafgarbe (hält die Farbe, gut für Kränze), Kandelaber-Ehrenpreis (blüht weiß, oder rosa oder blau), kleiner Ziest (gut für Bienenhügel), Knautia (Acker-Witwenblume, langblühend), Elfenblume (ein Überlebenskünstler), Rosenwaldmeister und Polsterglockenblume (ideal als Bodendecker auf Gräbern), Islandmohn (kurzlebig, schöne Blüte), gelber Scheinmond (robust), Trollblume (braucht feuchte, schattige Ecken), weiße Jakobsleiter (duftet), seltene Fingerhüte, Steppenkerze (hohes Schaugras), Sommerröschen, Zimbelkraut (blüht ewig lang).
Tipps gab es noch am Rand:
1. Haben Stockrosen einen Pilz, dann zurückschneiden oder mit Schachtelhalmbrühe besprühen.
2. Setzt man Stauden in Tröge, dann gut düngen (mit Brennnesseljauche) und nach zwei Jahren teilen und in den Garten setzen.
3. Will man eine Blütenfarbe lange halten, dann auf Sortenreinheit achten: die Samen nicht ausreifen lassen, sondern abzupfen.
4. Auf gute, torffreie Erde achten und wenig düngen (wenn, dann ökologisch. Marztina hat da ein Spezialprodukt).