Endlich aufwachen, kurz vor dem Knall

Bernd Rothammel sagte einen guten Satz beim Klimaschutz-Symposion des Landkreises anfang Oktober: „Es ist so, als ob wir in einem vollen Auto sitzen und auf eine Wand zurasen. Aber anstatt zu bremsen, diskutieren wir, welche Musik im Radio laufen soll.“

Der Leiter des Bayreuther Klimaschutz-Managements bekam dazu Beifall von Städteplaner Professor Manfred Miosga, dem ersten Referenten der Tagung. Den Dieselfeinstaub senken wir, klagte Miosga, indem wir Dieselfahrzeuge rausnehmen, aber dafür pushen wir jetzt den Verkauf von SUVs, den kleinen, auch Staub bringenden Geländewagen. Wir beachten nicht, dass das Klima von 1880 bis 2015 um ein Grad wärmer wurde, und dass wir nur noch 200 Gigatonnen CO² ausstoßen dürfen, wenn es künftig bei 1,5 Grad zusätzlicher Wärme bleiben soll.

Er verwies auf den Soziologen Karl Polanyi, der das Buch The great Transformation schrieb und forderte: Wir müssen alles verändern für mehr Nachhaltigkeit (d. h., dass es auch noch unseren Enkeln gut geht) und für das Klima. Die Politik muss dafür tiefgründig umgestaltet werden. Miosga: „Wie bisher geht es nicht weiter. Aber keiner macht was.“

Er zitierte auch das Buch Transformation Wissenschaft von Uwe Schneidewind und Mandy Singer-Brodowski. Dort heißt es: Die Wissenschaft darf nicht länger eine abgeschiedene Künstlerwerkstatt sein. Sie muss außen zum Motor einer Veränderung zum Guten werden.

Miosga versucht das selbst: Netzwerke bilden, anschieben. Darunter leidet aber seine Forschungsarbeit. Er kann weniger publizieren und sein Ruf in der Wissenschaft sinkt. Ihm ist das aber egal – er ist schon Professor, er braucht keine Karriere. Doch Studenten können sich nicht wie er in die Politik werfen, weil sie ihre Zeit für die Forschung brauchen, fürs Publizieren, für ihr Fortkommen.

Vorbildlich arbeitet schon die „Hochschule für nachhaltige Entwicklung“ in Eberswalde. Sie schaut voraus, so Miosga. An der Bayreuther Uni begann man ähnlich mit einem „green campus“ und mit „Third Mission“: „Das sind schon Nadelstiche. Wir verändern von unten nach oben. Wir haben Netzwerke. Wir probieren was.“ Auch sein www.forum1punkt5.de gehört dazu.





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