Öko-Gößweinstein
Fridays for Fränkische Schweiz
Eine lebenswertere, gesunde und nachhaltige Fränkische Schweiz ist das Ziel des kleinen Vereins "Zukunft Gößweinstein" um Dr. Klaus Dieter Preis. Im August hatte er schon einmal eingeladen, um die Weichen für die neue Ökomodellregion zu stellen. Aber weil damals die Landwirte zu wenig einbezogen waren, galt jetzt ein zweites Treffen besonders ihnen: Es sollte Hersteller und Kunden verbinden, aber die "Fränkische" auch mit den Nachbarregionen vernetzen. "Die Fränkische Schweiz hat ein unwahrscheinlich kreatives Potential. Die Gruppenbildung soll das verstärken."
Preis hatte Bürgermeister Hannjörg Zimmermann als Mitstreiter dabei, der betonte: Gößweinstein spart schon 92 Tonnen CO² ein, weil über 700 Straßenlampen sparsamer leuchten, und bald 1800 Tonnen, wenn 135 Häuser über Nahwärme versorgt sind. Zimmermann leitete anschließend eine der vier Diskussionsgruppen, die aus den rund 80 Zuhörern gebildet wurden. Bei den anderen waren Dieter Preis dabei, Harald Schiffner - der Geograph aus Bayreuth ist der designierte Manager der Ökomodellregion, untgerstützt von der Land-VHS Ebermannstadt - und Britta Heine. Sie ist beruflich Coach für entwicklungspolitische Fragen und inzwischen eine große Stütze von Preis.
In Zimmermanns Runde saßen interessante Leute, zum Beispiel Friedrich Maderer aus Egloffstein. Der junge Zimmerer engagiert sich für gesunde Häuser, vor allem auch beim Kindergarten- und Schulbau. "Bis in die 50er Jahre gab es die, danach wurde alles über den Haufen geworfen. Aber jetzt sollte man alles Wissen, was wir haben, bündeln und wieder gesund bauen."
Gärtner Konrad Schrüfer aus Gößweinstein verwies auf seine Energieumstellung bei den Gewächshäusern (50 000 Liter Heizöl gespart) und auf seine Mühe, mit eigenem Gemüse gegen Supermarktpreise anzukommen. Er und seine Frau Maria wünschten sich Wochenmärkte, einen Flyer aller Regionalbauern und mehr Bildung. Denn ein junger Praktikant kannte von sechs Gemüsesorten nur eine mit Namen: die Karotte.
Gut wäre auch ein Kompendium ("wo finde ich was?"), wie es Nürnberg und Bamberg online mit ihrem "Regionallotse" haben oder die Transition(Wandel)-Häuser mit ihrer Seite "Karte von morgen", wo jeder sein Angebot eintragen kann. Die Fränkische Schweiz ist noch ein weißer Fleck. Aber es gibt die Direktvermarkterseite "Frische Ernte".
Biobauer Günter Braun aus Körbeldorf, seit 26 Jahren aktiv und inzwischen in den höchsten Öko-Gremien dabei, betonte: Für die Zukunft geht es nicht um möglichst kleine, familiäre Bauernhöfe, "sondern wir müssen das richtige Agrarsystem finden". Weiter: "Wir haben auch einen Schatz zu zeigen: Die Vielfalt unserer Blühwiesen. In ganz Bayern gibt es davon 15 bis 20 Prozent, aber in Oberfranken 30 Prozent. Berchtesgaden meldet seine Blühwiesen gerade beim Weltkulturerbe an, hat aber viel weniger als wir."
Er konnte zudem seinem Sitznachbarn einen Tipp geben, der Äcker geerbt hat und schon die Silphie anpflanzt - und jetzt am besten mit Roggen weitermacht, so Braun. Denn im Roggenfeld entwickeln sich 70 Wildkräuter der seltensten Art.
Es meldete sich auch Matthias Schöring aus Bamberg, der dort beim "Urban Gardening" mitorganisiert und bei der "Essbaren Stadt" (550 Aktive sorgen für Nachbarschafts-Hochbeete; Gärtner gießen alles bei Hitze). Man kommt dort ohne Hierarchie aus, weil nur immer derjenige kurz leitet, der für die Momentaufgabe die besten Fähigkeiten hat.
In der Runde saßen auch Vertreterinnen des Marktladens Muggendorf ("Aber weil etwas 20 Cent billiger ist, fahren die Leute weit weg zum Supermarkt"), der Klima-Allianz Forchheim (sie vernetzt kleine Initiativen) und des Bayreuther "Forum 1.5", das von der Universität aus auf eine Landwirtschafts- und Ernährungswende abzielt (Transition-Haus, "Hamsterbacke"-Direktladen). Julia Marx gehört zu den 60 Aktiven der "Hamsterbacke" und riet den Dorfläden: Schreibt eine Geschichte zu euren Produkten, wo sie herkommen und warum sie teurer sind. Das weckt das gute Tante-Emma-Gefühl.
Zurück im großen Pfarrsaal, gaben die anderen Gruppen ihre Ergebnisse dazu - zum Beispiel mehr regionale Genussmärkte wie in Ebermannstadt anbieten, den Gülle-Transport von außerhalb in die Fränkische Schweiz stoppen, den örtlichen Busverkehr dichter takten (vor allem von Ebermannstadt nach Forchheim), Nahwärme auch in kleinen Inseln anbieten, in den Dörfern einen Autopool haben (auch für E-Bikes), eine Saatgutbörse ins Netz stellen, Wiesen mit Schafen pflegen, eine mobile Schlachtung anbieten, ein zentrales Getreidelager haben, für die Bauern auch Kunden in Nürnberg und Bamberg finden, die Bürokratie abbauen, Radwege schneller anlegen (das Schottern reicht), Wild besser vermarkten, eine Liste lokaler Handwerker verbreiten, Leben in leere Scheunen bringen, auf Kreislaufwirtschaft setzen, Müll vermeiden und sammeln, kleine Altenheime aufs Land bringen, öffentliche Bauten ökologisch anlegen...
In der Diskussion kam es kurz zu einem hitzigen Streit, ob die Ökomodellregion nur den Biobauern helfen soll oder ob auch regionale Bauern profitieren. Dieter Hoch aus Pottenstein, der Anstoßgeber der Ökomodellregion, erstickte die Flammen, indem er auf BESH in Schwäbisch Hall verwies, wo unter Rudolf Bühler 1500 Landwirte aller Abstufungen, von "herkömmlich" bis "bio" (nur 500 sind rein bio) harmonisch zusammenarbeiten. "Wir lernen davon. Wir können keinen ausschließen."
Dieter Preis rief noch dazu auf, eine "Bürgerbewegung Fränkische Schweiz" zu bilden - ein Art "FS for future" - um diese so besondere Region in Sachen "Boden, Luft und Wasser so gut wie möglich zu schützen". "Wir sind schon eine Power, weil jeder schon etwas Kleines macht. Das muss in eine ganzes Erdnetz eingehen."
Imker Markus Hilfenhaus aus Aufseß warb abschließend noch für den Vortrag des Berliner Neurologen Randolf Menzel. Der Professor kommt am 6. März und spricht über "Bienen, Imker und Landwirte als Kooperation - schwierig, aber möglich."