Selbst Ernte und Solawi
Sehr interessant war das Zoom-Treffen im Februar mit 42 Interessierten zum Thema "Solawi" und Selbsterntegarten. 11 Bauern hörten zu, 15 Konsumenten, 11 Vereinsleute, 4 Behördenvertreter und 2 von Gemeinden.
Die Ökomodellregion hatte es organisiert. Deren Managerin Dr. Sabine Hafner stellte am Anfang kurz die ÖMR-Ziele vor: Ein Getreidelager schaffen für Landwirte (in Creußen stellt ein Bauer auf bio um und öffnet bald so ein Lager), Schulen und Kita's bio verpflegen, Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften fördern (z. B. eröffnete die Food-Coop "Hamsterbacke" in Bt.; es gibt den Ernährungsrat, die RegionalWert AG (Bürger haben hier Aktien bei Bauern), und die Solawi's Weidenberg und Eckersdorf, außerdem die "essbare Stadt"), Streuobstwiesen anlegen, die Silphie bewerben und den Theatersommer unterstützen. Dr. Hafner: "Es liegt was in der Luft", d.h. überall gibts Rückenwind.
Heike und Christian stellten die Solawi (Solidarische Landwirtschaft) in Bamberg vor. Beide waren schon allein eine Wohltat durch ihren Charakter: So ruhig, sicher und freundlich, der Natur und der Erdrettung verbunden. In Bamberg gibt es inzwischen fünf solche Initiativen, außerdem "Vom Acker auf den Teller", wo der BN dabei ist.
Die erste Solawi begann "gnadenlos positiv und blauäugig", so Heike. Man hatte sich bei anderen Solawis umgesehen und die Bayreuther Satzung übernommen. Die Resonanz war unglaublich. Inzwischen könnte aus der Warteliste eine zweite Solawi gegründet werden. Heike: "Man erkennt den Wunsch nach Wandel." Die Devise ist: Einfach vorgehen, tatkräftig und mit Spaß. Gewinn soll nicht herausspringen.
Heuer hat die Solawi 110 Anteile von "Ernteteilern", d. h. Abnehmern. Viele nehmen zwei Anteile. Man bezahlt pro Anteil 40 Euro im Monat und bekommt dafür vom fest angestellten Bio-Gärtner aus Kisten, die er in einem Depot abstellt, kiloweise das, was das Feld hergibt. Weil jeder der Teilhaber der Firma ist, entsteht keine Gier, sondern Vertrauen.
Der Vorteil: Es gibt keinen Zwischenhändler. Der Gärtner muss nicht um sein Einkommen bangen, weil das Wetter nicht passt oder weil Schädlinge aufziehen. Und der Kunde weiß, woher sein Gemüse kommt.
"Es ist ein wichtiges Leuchtturmprojekt", so Heike, das zeigt: Wirtschaft klappt auch sozial und ohne Kontrolle. Alles wird langsam und achtsam entwickelt.
Der Nachteil: Man muss in der Sommerhitze viel gießen ("das ist das A&O"), und die Hausfrau weiß nie, was in der Kiste ist. Sie muss beim Kochen schnell reagieren.
Der Bamberger Selbsterntegarten funktioniert so: Für 150 Euro im Jahr bekommt man eine Parzelle mit 30 m², was einer Familie fürs Jahr an Gemüseversorgung reicht. Das Gießen übernimmt zentral ein externes Team. Alles läuft "sehr basic" ab mit gemeinsamen Aktionen, auch Sammelbestellungen von Dünger, Samen und Jungpflanzen. "Es ist toll für Städter. Sie lernen gemeinsam und erleben eine neue Welt."
(Infos über info at solawi-bamberg punkt de; für Adelsdorf und Gößweinstein kündigten Zuschauer ähnliche Solawi-Pläne an)
Birgit Rascher stellte anschließend die Solawi von Ebermannstadt vor. Sie selbst ist der typische Motor dieser kleinen Schritte, die die Welt verändern. Eigentlich unauffällig, aber im Innern bewegt. Und eine Frau: Die Frauen bringen momentan den Wandel in Fahrt.
Birgit will das wiederherstellen, was die Großeltern noch über den Landbau wussten (und was durch die Büro-Generation dazwischen verschwunden ist). Sie will die Kinder für "Garten" begeistern. Und sie will Gemeinschaft herstellen. All das schafft ihre Solawi.
Seit 1,5 Jahren gibt es sie. Ein Crowdfunding half. Dann kam die sehr schwierige Ackersuche, weil den Eigentümern oft die Seele am ererbten Land hängt. Für 50 Anteile braucht man einen halben Hektar. Und dann boomte es. Heute ist eine Gärtnerin angestellt und eine 450-Euro-Kraft hilft. 110 Leute machen mit. Es werden 60 Voll-Anteile ausgegeben, was 80 Haushalte sind.
An jedem Mittwoch um 17 Uhr konnte zum Gärteln kommen, wer wollte (kein Mitglied ist dazu verpflichtet). Zehn trafen im Schnitt ein, darunter viele Jugendliche. Mädchen, die noch nie Zwiebeln geputzt hatten, saßen da und taten es. "Eine unbezahlbare Erfahrung." Es gab ein tolles Kartoffel-Fest mit vielen Kindern.
Die Kartofeln wurden maschinell gesetzt und gerodert, d. h. nach der Reife hochgegraben. Aber gesammelt wurden sie von Hand. Getreide ist bisher nicht im Programm, dafür gab es letzten Sommer einen Überschuss an Mangold. Die Ernteteiler-Hausfrauen mussten scharf nachdenken, was es alles mit Mangold zu kochen gibt.
Sabine Hafner am Schluss: Der Pegnitzer Bürgermeister würde gern so eine Solawi in Pegnitz sehen. Auch Hirschaid ist interessiert. Und die Solawis könnten ausbauen auf Eier-Produktion und Milchverkauf (über eine stählerne Kuh, wo man selbst abzapft).
Unser Ralf war lange bei der Solawi Weidenberg. Er war höchst zufrieden mit dem dortigen Bauern Philipp Minier - aber die Anfahrt ist so weit. Darum sucht er jetzt eine Gemeinschaft, die sich mit dem Abholen abwechselt.