So viele gute Gartentips
Thomas Kappauf, Biologe vom Umweltzentrum Bayreuth, brachte uns so viele gute Hinweise, als er Ende April im "Domino" referierte:
- wegen der sommerlichen Wasserknappheit sollte man schon ab Februar das Regenwasser auffangen. Und in größeren Abständen, aber kräftig gießen. Zudem für Windschutz sorgen (mit einer Hecke aus heimischen Sträuchern, oder Bohnen pflanzen an Stangen) und den Beetboden mit Grasschnitt bedecken, auch im Winter. Keinen Torf kaufen ("lesen Sie da das Kleingedruckte") und auf Kunstdünger verzichten ("dessen Herstellung verursacht weltweit 1 % des CO²-Ausstoßes") .
- neue Beetformen probieren: Das Kraterbeet bietet Windschutz und Schatten, das Muldenbeet genauso (3 x 1 m ausheben, 30 cm tief; drunter liegen Zweige, Mist, Rasensoden, Laub). Gut ist auch ein Terrassenbeet im Hang. Hochbeete trocknen schneller aus. Zum Frischhalten der Wurzelgemüse-Ernte bis zum Mai dient eine „Erdmiete“ , eine Grube mit Drahtkorb im Boden, mit Sand und Laub bedeckt- am einfachsten im Hochbeet. Beim Anbau auf alte Gemüsesorten achten und auch heimische Stauden und Hecken setzen. Denn die Vögel, die dort Nahrung finden, kennen die veredelten Baumarkt-Sorten nicht.
- die Erde immer belebt halten (Kompost einarbeiten, Bokashi, Effektive Mikroorganismen EM). Beim Anbau wechseln, weil 3 Jahre Kartoffeln = Kartoffelkäfer starten.
- www.hortus-netzwerk.de stellt den 3-Zonen-Garten vor: außen schützende Hecken, dann etwas Biotop, und innen erst die Gemüsebeete.
- www.regenwuermer.info stellt auch "Wurmtee" vor: Es ist ein flüssiger Pflanzendünger, der aus einem Schalen-Turm (= 5 Schalen übereinander) herabtropft, in dem Biomüll von Bakterien und Würmern zersetzt wird. Thomas Kappauf: Gibt man dieses Sickerwasser in den Kompost, und Sauerstoff dazu, dann explodiert die Zahl der EM.
- www.diezukunftsbauern.de stellen den Market Garden vor: intelligente Anbauplanung, keine schweren Maschinen, neue Werkzeuge, Laufwege im Sinne des „Lean Farming“, die im Folgejahr zum Beet werden. Es geht um biointensiven Gemüsebau, um permanente Beete. Kompost oder Mulch kommen nur noch auf die direkte Anbaufläche. Thomas Kappauf: Die Beete sind nur 70 cm breit, aber 10 m lang. Die Arbeitszeit reduziert sich rapide, der Ertrag steigt.
- www.bionero.de in Thurnau verkauft Bio-Erden und Biodünger, der aus dem Abfall von Bauernhöfen und Forstämtern entsteht, mit Kompost aus Pferdemist und Kohle aus Hackschnitzel. Man kann auch Teilhaber der Firma werden (ab 250 €).
- Terra Preta wurde 1990 von Archäologen am Amazonas entdeckt: Die Indios gaben ihren Bioabfall und Fäkalien und Lagerfeuerasche in Tonkrüge und gruben sie ein. Nach Jahrzehnten bildete sich daraus eine Super-Erde, die Millionen Menschen ernährte. Das Umweltzentrum verleiht Kontiki-Öfen, so dass jeder aus seinem trockenen Astschnitt die Terra preta-Kohle herstellen kann (25 Euro Gebühr/Tag). Man kann aber auch Pflanzenkohle dort kaufen (25 € für 30 l). Diese Kohle hat pro Gramm 300 m² Oberfläche, was enorm Wasser speichert. Deshalb setzt man sie auch bei Naturtoiletten ein, die Urin und Kot trennen: Man streut die Kohle auf den Kot und sie bindet alle Gerüche, alles Feuchte.
- www.ithaka-journal.net aus der Schweiz ist ein Verein, der alternative Anbaumethoden fördert und z. B. in den kargen Höhen von Nepal lehrt. Er hat einen Blog über 55 Anwendemöglichkeiten von Pflanzenkohle. Hier findet sich auch ein Bericht zu einem jungen Schweizer Bauern, der mit 17 Kühen so gut wirtschaftet, dass er mehr CO² bindet als freisetzt.
- www.pyreg.com aus Dörth bietet Pflanzenkohle in der Groß-Herstellung an. 2009 gegründet, kann eine der kleinen Anlagen pro Jahr etwa 800 Tonnen organischer Reststoffe zu 230 Tonnen Pflanzenkohle umwandeln, wobei 150 kW Wärme entstehen. Die große Anlage schafft im Jahr 2300 to Biomasse = 680 to Pflanzenkohle und 600 kW. Eingesetzt werden Klärschlamm, Gülle, Gärreste, Erntereste, Abfallholz, Grünschnitt, Schalen und Kerne von Lebensmitteln. Th. Kappauf: Würden die Bauern diese Kohle statt Dünger einsetzen, hätten sie mehr Ertrag und bessere Böden. Und sparen die Dünger-Ausgaben.
- www.triaterra.de aus Groß-Pankow in Brandenburg beschäftigt sich seit 20 Jahren mit EM im Haushalt, Garten und in der Landwirtschaft. Sie stellen auch Terra-preta-Streu her, verkaufen Terra preta und haben passende Toilettensysteme. Dem Team geht es um eine lebensfreundliche Gesellschaft und geschlossene Kreisläufe. Thomas Kappauf empfiehlt sie sehr. Wer z. B. selbst Bokashi herstellt, Pflanzenkohle braucht und EM, bekommt hier alles. Eine gute Mischung ist: 10 Teile Kompost, 1 Teil Terra-preta und etwas Steinmehl. Das gibts bei www.schicker-mineral.de, einem Steinbruch bei Bad Berneck (Rimlasgrund 36).
- wie der Kontiki-Ofen funktioniert, zeigt ein Film auf Youtube. Das dabei eingesetzte Wasser kann man anschließend gegen Schnecken vergießen, weil es einen 12 pH-Wert hat. Die gewonnene Kohle impft man noch mit Jauche, Eigenurin oder Beinwell/Schachtelhalm-Sud. Anschließend reicht eine Handvoll davon (100 gr) für 1 m². Wer etwas pflanzt, kann auch erst etwas Kohle in das Pflanzloch streuen.
- www.kaskad-e.ch baut einen kleinen Pflanzenkohle-Ofen "Pyrocook" (685 E), der z. B. von Lorenz de Vallier sehr empfohlen wird, der in seinen drei Holzvergaser-Filmen sieben ähnliche Öfen vorstellt. Darunter ist ein Exot aus Haiti, aber auch der "Kaffer-Koffer" aus Äthiopien (auch von Kaskad-e) und die "Carbon Queen", ebenso aus der Schweiz. Gezeigt wird auch der Sampada-Ofen (www.sampada.de; 119 €), dessen Holzkohle genau wie bei den anderen Öfen nach dem Kochen/Grillen so übrig bleibt, dass sie den Beetboden bereichert.
- das Quadratbeet ist eine Erfindung aus Amerika, 30 Jahre alt, damals in einem Bestseller-Gartenbuch dargestellt. Es ist ein Kinder-Hochbeet, nur 30 cm hoch, in den Maßen 120 x 120 cm oder größer. Auf Äste kommt Grasschnitt, dann abgelagerter Eselsmist, dann Erde. Innen hat es eine Schachbrett-Aufteilung. In die 9 Felder kommen verschiedene Gemüse und Salate. Rindenmulch außen herum halten die Schnecken vom Hochklettern ab. So ein Beet legte Thomas Kappauf im Urban Garden am Wiesweiher an. - Für den Bau eines Hochbeets gibt es auf www.oberfranken.lbv.de einen Film. www.lbv.de gibt Tipps zum Gärtnern.
- Er ermutigt die Gärtner-innen auch, faul zu sein: Viel liegen lassen im Herbst (im Beet und auf der Wiese), so dass Vögel Samen finden. Brennesseln stehen lassen (Futterpflanze für viele Tagfalter- Raupen). Wenig mähen, oder abschnittsweise. Futterinseln stehen lassen für Insekten. Büsche für Vogelnahrung setzen. Mulch zu großen Walzen drehen und auf die Beete legen - sie ziehen Schnecken an, die man dann leicht ablesen kann.
- Das Umweltzentrum bietet auch Sensen- und Dengelkurse. Th. Kappauf kommt damit auch aufs Land und zeigt, wie es geht (20.5. Sensen. 17.9. Dengeln).