Terra Preta, schwarze Erde

Thomas Kappauf ist schmal, drahtig und still. Sein Gesicht ist gebräunt vom vielen Gärtnern und seine Hände haben einen guten Ausdruck - auch vom vielen Gärtnern. Er gärtnert mit Leidenschaft und lacht, wenn er seine Rote Beete hochhebt, mit 15 cm Durchmesser, oder sein Mangoldblatt zeigt, mammutgroß.

Beides schafft er mit der Hilfe von Terra preta, einem Erd-Herstellungsrezept, das die Spanier 1541 bei den Bewohnern des Amazonas sahen. Dort lebten Hunderttausende Menschen auf einer von ihnen selbst fruchtbar gemachten dunklen Erde, die enormes Wachstum freisetzte. Die Indios verschlossen ihren Kot, Essensabfälle, Urin und Asche in 80 cm großen Tonkrügen und vergruben das, bis es gereift in ein Beet kam.

Nun gibt es in der Schweiz seit zehn Jahren das Ithaka-Institut, wo ein Hans-Peter Schmidt alles sammelt, was mit Terra preta zu tun hat. Weltweit forscht man dort überhaupt zu Alternativen.

Von hier kommt nun ein KonTiki-Ofen, mit dem man Terra preta herstellen kann. Das Umweltzentrum Lindenhof im Süden von Bayreuth, wo Kappauf arbeitet, importierte ein Modell – 1600 Euro teuer, mit 70 cm Durchmesser. In drei Stunden schafft es 100 ltr Pflanzenkohle. Das klug durchlüftete Modell kann man leihen, für 25 Euro am Tag, oder man kauft die Pflanzenkohle. 30 ltr kosten 25 Euro. Diese Kohle impft man noch etwas (siehe unten), mischt sie in die Gartenerde und hat seinen Terra preta-Effekt.

Wer die Kohle selbst herstellen möchte, nimmt seine trockenen, holzigen Gartenschnitte und verbrennt sie in dem Ofen Schicht für Schicht. Am Ende löscht ein Wasserschlauch von unten die Asche ab.

Es gibt auch ein Minigerät, den Pyrocook (700 Euro von www.kaskad.ch), wo beim Kochen nebenbei diese Kohle entsteht.

Wer bequem ist, kann die Kohle aber auch bei der Kompostieranlage in Bindlach kaufen, wo sogar Terra preta damit angemischt wird (Pflanzenkohle + Kompostiererde 1:1). Oder er wendet sich an die Händler Marco Heckel in Groß-Pankow (Tria Terra) und Sitki Kurhan in Fürth (Terra Magica).

Aber Thomas Kappauf ist etwas unsicher, nach welchen Rezepten diese vorgehen. Deshalb macht er seine eigene Erde. Die impft er immer auch („aufladen“). Dafür gibt es mehrere Wege: Man kauft bei M. Heckel eine EM-Lösung (3 Euro) und sprüht diese effektiven Mikroorganismen (EM) drauf, die 1982 von dem japanischen Professor Teruo Higa populär gemacht wurden. Oder man kippt Kuh-Urin auf die Pflanzenkohle, bis diese gesättigt ist, und kippt sie dann wieder ab. Das geht auch mit Brennnesseljauche. Oder man stellt aus Joghurt und Kefir selbst Milchsäurebakterien her.

Oder man setzt die Bokashi-Methode ein: Ein simpler Wassereimer mit Deckel und kleinem Abflusshahn unten wird mit Küchenabfall gefüllt, dann mit einer Schicht Pflanzenkohle bedeckt (10:1), mit EM oder Jauche oder Urin besprüht, geschlossen und ein paar Wochen stehen gelassen. Ab und zu lässt man unten Saft ab, damit es innen trockener bleibt. Dieser Saft ist dann ein guter Pflanzendünger.

Die entstandene Terra preta gibt man am besten in die Erde eines Hochbeetes (4 Teile Erde, 1 Teil Terra preta). Wie man das baut, erläuterte Thomas Kappauf auch. „Das ergibt super Ernten, aber auch viele Schnecken.“

So etwas stellte er z. B. dem Münster-Gymnasium in Bayreuth hin, mit 30 cm Erde im Beet.

In Nepal überzeugte man Bauern, auf teuren Dünger zu verzichten und die Pflanzenkohle/Urin in schmale Rinnen zwischen den Gemüsereihen zu geben (70 % mehr Ernte) – oder kleine Löcher für Pflanzen zu hacken, und das Gemisch zentriert da reinzukippen, bevor die Setzlinge drauf kamen.

In Holland klappte der Versuch, 900 Tonnen Laub mit EM zu versetzen und mit magnesiumsaurem Kalk, alles unter einer großen Folie. Daraus wurde gute Erde.

Weltweit könnte man aus Holzabfällen 9,5 Gigatonnen Terra preta pro Jahr herstellen. Würde man den Kot von Menschen mit Pflanzenkohle mischen, käme es zu 480 Mrd Tonnen weniger Co²-Ausstoß. Beim Kot von Vieh sind es 330 Mrd Tonnen weniger. Auch das Lachgas wäre damit vermieden, das ja so viel zur Klimaveränderung beiträgt – und in der Landwirtschaft entsteht.

Thomas Kappauf bezeichnet seine Initiative als „citizen science“ (Bürgerwissenschaft). Er bekam jetzt Fördergelder, um 2018 in verschiedenen Gärten mit Terra preta zu testen. Wer sich mit seinem Garten beteiligen will, bekommt sogar eine Bodenanalyse im Wert von 40 bis 70 Euro umsonst. Und Terra preta. Anmelden im Lindenhof. Tel. 0921 / 75 94 225

Nebenbei erzählte Kappauf noch, wie man eine Erdmiete anlegt, um Kartoffeln etc. zu überwintern: Er baut mit Holzleisten eine große Kiste aus Hasendraht, setzt sie in ein Erdloch, stopft außen Walnussblätter herum (sie stoppen alle Schädlinge) und streut 10 cm Erde über den Deckel. Auch Ringelblumen streut er zwischen die Kartoffeln, als Erdwürmer-Schutz.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail