Unser Freund, der Baum

Hoch interessant war ein Workshop des BN in Nürnberg zur Vernetzung des Baumschutzes. Es kamen BN-Baumfreunde vom Bodensee bis nach Coburg.

Das neue top Heft „Zukunftschance für Freund Baum“ dazu ist vergriffen, wird aber nachgedruckt. Es gibt es aber auch als pdf.

Gekommen war z. B. Angela aus München, die dort einen Knochenjob hat, Bäume zu wahren gegen die Interessen der Immobiliengiganten und der Verkehrspolitik.

Gekommen war auch Andrea aus Hof, die von einem Bauernhof stammt, selbst einen Wald hat und gerade als Betriebswirtin und Gewerkschafterin in der Industrie aufhört, um eine Halbtagsstelle für ein BN-Projekt anzufangen. Sie schränkt sich einfach ein, sagt sie, dann reicht das Gehalt. Sie stellte sich nämlich vor: „Wenn ich 60 bin und zurückschaue, dann will ich mit meinem Leben etwas Gutes getan haben für die Welt.“

Gekommen war auch Bernd Miller aus Wasserburg, Landschaftsarchitekt und Baumfäller mit einem Herz für Bäume. Er lehnt Aufträge ab, wenn sie unsinnig sind. Letztens wollte er eine Zeder mitten in einem Dorf retten und bekniete den Besitzer: „Denken Sie an Ihr Karma, wenn Sie so einen Baum zerstören!“ Das Karma ist in solchen Fällen sein letztes Argument. Es half aber nicht. Der Besitzer holte andere Baumfäller.

Wichtig war für mich zu hören, welche Ideen es überall schon gibt. Wir brauchen in Pegnitz nicht einmal einen eigenen Flyer zu machen, was Bäume Gutes tun für den Menschen – den gibt es schon in Nürnberg. Kopieren wir einfach.

Es gibt auch ein Baum-Telefon des BN unter 0800stadtbaum, auch eine Stadtbaum E-mail. – Und über Google Earth Pro kann man Fotos von Plätzen bekommen: Wie sah eine Wiese 2003 aus, wie sieht sie 2018 aus mit einem Supermarkt drauf? Damit kann man plastisch die Betonierung klar machen. In Duisburg ist so z. B. ersichtlich, dass in zwei Jahren 1000 Bäume fehlen.

Angela aus München: Der Zuzug in die Boomtown verdrängt alles Grün. Aus Platznot werden Grünstreifen für Baustoff-Ablagerungen oder als Parkplatz benutzt. Bestehende Richtlinien durchzusetzen, ist eine Sisyphusarbeit. „Man muss wahnsinnig viel bohren, dass sich was tut.“ 4 ihrer 20 Stunden im BN-Projekt „Baumschutz“ dient dem Baumtelefon. Anrufer fordern: „Ketten Sie sich an meinen Baum, der muss bleiben!“

Es gibt 110 000 Straßenbäume, eine Million Bäume in Parks und 183 denkmalgeschützte Bäume. Aber jährlich verschwinden 3000 ersatzlos. Die Dunkelziffer ist noch höher.

Ihr Fazit: „München hat so viele Ideen, aber nur auf dem Papier. Man setzt nichts um.“

Nürnberg: Bei 15 000 Baustellen pro Jahr kann der BN nicht immer dabei sein, um auf den Baumschutz bei der Baustellen-Einrichtung zu achten. Der Zuzug von jährlich 30 000 Menschen verdichtet alles so wie in München. Das Grün verschwindet.

Ingolstadt: Es gibt das Jahresthema „Ingolstadt wird baumbewusst“ mit Waldfest, Gutschein für den schönsten Stadtbaum, Baumpatenschaften, Straßenbaum-Symposion. Aber das Gartenamt hat kein Rückgrat und setzt sich nicht durch.

Neustadt/Aisch: Ein Baum-Fotowettbewerb hatte großes Echo. Der BN beantragte große Baumscheiben bei Neupflanzungen (15 bis 18 Quadratmeter) und das Umpflanzen alter Bäume. Eine Baumschutzverordnung will das Rathaus nicht, weil die Beamten mit der Kontrolle überlastet wären.

Hof: Ein Projekt „Vom Wert der Bäume“ wendet sich an Drittklässler. Ein Fotowettbewerb gehört dazu, auch ein Besuch im Sägewerk. Baumpaten bekommen ein Schild.

Deggendorf: Drei Frauen schrieben in der Zeitung eine Serie über besondere Bäume und ihre Mythen. Es gab Musik unterm Baum, Chor dazu, Infoschilder, Vortrag „Heilige Bäume“, Flyer mit Adressen, die bei drohenden Fällungen helfen. Ein Apotheker machte Baumführungen.

Lindau: Das Projekt „Zukunftsbäume“ holt fremde Arten her, die den Klimawandel aushalten. Beim Baumschnitt achtet man auf Totholz und damit Artenschutz.

Schweinfurt: Die neue Baumschutzverordnung scheiterte jüngst. Die alte Verordnung kam in einen schlechten Ruf, weil eine Beamtin sie sehr streng auslegte. Sie hätte mehr Diplomatie haben müssen. Die neue Verordnung sollte Schweinfurt vor dem Beton- und Asphalttod retten.

Coburg: Es gibt einen guten Stadtförster, aber das „Grüne Klassenzimmer“ und der Waldlehrpfad sind vernachlässigt. Man hat eine Hochzeits-Pflanzaktion für Großbäume. Es gibt einen Regenbogenwald für verstorbene Kinder (die Bäume tragen ihren Namen). Im „grünen Labor“ beobachtet man exotische Bäume, wie sie bei uns gedeihen. In einem Saatbeet pflanzte man einmal Samen guter alter Bäume. Auch Kinder bekamen sie zum Einpflanzen. Auch in Coburg bekommt der BN oft die Anrufe: „Kettet euch an meinem Baum an!“ – einen Tag vor der Fällung. „Plötzlich ist der BN wichtig.“

Pegnitz: Die Bürger haben den Eindruck, dass bei ihnen besonders die großen Bäume laufend gefällt werden – zuletzt ein großer Ahorn in einem Wohngebiet. Das BN-Protestbanner dazu („Behüte den Baum, denn er behütet dich“ – japan. Sprichwort) verschwand und ein Facebook-Shitstorm brach los. – Der Bahndamm von Bayreuth nach Pegnitz wurde gnadenlos abgeholzt. Im Fichtelgebirge und bei Pegnitz rasierte man Waldsäume, um Hackschnitzel zu bekommen für die Rastanlage. – Es fehlt das Gefühl für das Lebewesen „Baum“, für seine Familienbildung, seine Kommunikation, für das, was ihn den alten Völkern heilig machte. Geplant ist jetzt ein Flyer zu Bäumen (wie sie unser Klima retten) und ein Vortrag im Herbst „Fakten & Mythen“.

Buchtipp: Artenschutz und Baumpflege von Markus Dietz u.a. aus dem Verlag Haymarket Media. ISBN 978-3-87815-247-7

Baumschutzverordnung (BSV): Hier sollte man der Erlanger BSV folgen, die den Passus enthält: riesige Baumdurchmesser können in Euro gemessen werden. D. h. die Fällung eines großen Baums kann den Bauherrn 100 000 Euro kosten (abzulösen oder in diesem Wert nachzupflanzen).





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail