Unser Klima kippt

Sehr gut war im März das Klima-Referat von Professor Dr. Christoph Thomas (Uni Bt.) vor dem Kreis-BN.
Der Mikro-Meteorologe (Kleinklima) betonte, dass die Jahre 2014 und 2015 die wärmsten seit 1850 waren. Regenfälle kommen nicht mehr kontinuierlich, sondern schubweise. Dies stört beim Säen: die Böden sind zu oft trocken.
Allgemein steigt auch die Temperatur, insgesamt um 1 Grad. Heuer war der Januar kälter als normal und der Februar zu warm. Die Monatswerte ändern sich also. Aber übers Jahr betrachtet bleibt trotzdem noch eine Temperatur-Konstante.

Schon vor 120 Jahren warnte der Wissenschaftler Svante Arhenius (Nobelpreisträger), dass eine Verdoppelung des Kohlendioxid-Ausstoßes eine Erwärmung um 4 Grad verursacht (Treibhauseffekt). Aber wir haben auf der Erde einen natürlich verursachten Treibhaus-Effekt, der 33 Grad herstellt. Ohne ihn hätten wir minus 18 Grad. Nur der vom Menschen dazu gemachte Effekt steigert jetzt alles um 1 Grad.
Seit 1850 stieg das Kohlendioxid um 40 % an, Methan um 250 % und Lachgas um 20 %. Die beiden letzteren Gase ändern das Klima am stärksten, weil z. B. ein Molekül von Methan 30 mal effektiver ist als ein Molekül von Kohlendioxid. Das Lachgas-Molekül ist sogar 300 Mal effektiver. Das jetzt verbotene Spraydosengas war 3000 Mal wirkungsvoller.
Lachgas entsteht in Kuhmägen, d. h. besonders in der Viehzucht Südamerikas. Außerdem durch Termiten, wenn sie ihre Hügel bauen und dabei verdauen.
Das Kohlendioxid stieg in den letzten 20 Jahren beängstigend an, wie die "Kieling-Kurve" zeigt.

Seit 1880 haben wir 1,1 Grad mehr Temperatur in Deutschland; haben 19 cm mehr Meereshöhe und den höchsten Kohlendioxid-Wert seit 800 000 Jahren - außerdem Extremregen.
Bis zum Jahr 2100 dürfte das Meer um 26 bis 82 cm steigen und die Erwärmung um 0,9 bis 5,4 Grad. Zwei Drittel des kritischen Kohlendioxid-Ausstoßes haben wir schon da; nur noch ein Drittel (1000 Gigatonnen) darf kommen. "Wir wissen das und bremsen nicht."
Weiter: Oft wird es in Wirklichkeit schlimmer, als die Wissenschaft vorhersagt.

Dr. Thomas ergänzte: Die größte Unbekannte bei der Klima-Entwicklung sind die Wolken. Sie sind noch unverstanden.

Für Oberfranken sagte er mehr Wärme und Trockenheit voraus. "Besonders das Frühjahr wird extrem trocken." Nötig wären jetzt Pflanzen, die diese Trockenheit aushalten, aber danach auch die Feuchte und Kälte. Die gibt es aber nicht. Die Folge sind Waldverlust und auch Waldbrände. Er riet zum Umstellen: weniger Fichten, mehr vielfältige Laubbäume. Aber mehr Bäumen zu pflanzen, bringt sehr wenig. Viel effektiver ist es, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern.

Er schrieb seine Doktorarbeit über das Bäumesterben am Waldstein. Aber nachdem die Förster dort zweimal gekalkt hatten, erholten sich die Fichten innerhalb von 13 Jahren bestens. Das Klima war also nicht schuld.

Die Uni Bt hat mehrere Klima-Messstationen, davon die anerkannteste im Botanischen Garten. Mehr Stationen sind nötig: "Ein Kraftakt."
Gemessen wurde z. B. die frostfreie Periode des Jahres. Innerhalb von 15 Jahren stieg sie von 102 auf 130 Tage an. D. h. es wurde immer früher warm im Juni und im Herbst später kalt.

Dr. Thomas betonte weiter, wie wichtig Sonnenlicht in der Landschaft ist: "Es ist unsere einzige Energiequelle." Teert man jetzt Flächen schwarz zu, hat man keine grüne Wiese mehr, die aufnimmt und reflektiert. "Das ist das A & O."

Wesentlich ist weiter der Schutz von "atmosphärischen Flüssen" im Himmel, d. h. die Ströme des Kohlendioxids, die Photosynthese (Blattgrün macht Frischluft) müssen beachtet werden. Jeder tot gedüngte Acker stört. "Unser Ziel ist es, das Kreislaufdenken zu fördern."
Er will deshalb in Schulen gehen, und junge Leute wach machen.

"Früher brauchte eine kleine Klimaänderung 1000 Jahre. So schnell wie jetzt, in nur 200 Jahren, geschah es noch nie."
Weiter: "Wir stoßen alles ins Ungleichgewicht und lassen keine Gleichgewicht mehr zu."
Wenn man nicht in den nächsten drei Jahren handelt, kommen auf die Menschheit hohe Reparaturkosten zu.





Kontakt: Th. Knauber - E-Mail